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Gepäck auf Flughäfen: Pannen am laufenden Band

Luftfahrtexperten schlagen Alarm: Immer mehr Koffer gehen auf den Flughäfen verloren – vor allem zum Schaden der Reisenden.

Berlin - Passagier in New York, Koffer in Tokio: Die Zahl der im Luftverkehr verloren gehenden Gepäckstücke nimmt dramatisch zu. Nach der jüngsten Statistik ist die Zahl der fehlgeleiteten Koffer und Taschen von 2005 bis 2007 um 40 Prozent auf 42 Millionen gestiegen. 1,2 Millionen davon tauchten nie wieder auf. EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani sprach von „alarmierenden Zahlen“ und kündigte eine Untersuchung an.

Am Zielflughafen vergeblich auf das Gepäck zu warten, ist der Albtraum jedes Reisenden. Pro Minute werden weltweit 80 Koffer und Taschen fehlgeleitet, so der jüngste „Baggage-Report“ des auf Kommunikations- und IT-Dienste spezialisierten Luftfahrt-Dienstleisters Sita. 97 Prozent der Gepäckstücke finden sich zwar früher oder später wieder auf. Für den Besitzer bedeutet das dennoch Ärger und meist auch notwendige Ersatzkäufe. Denn was nützt es, wenn Anzug und Rasierapparat zwar nach 48 Stunden wieder auftauchen, der wichtige Geschäftstermin aber bereits am nächsten Tag stattfindet.

Jeder zweite Verlust entsteht, weil das Gepäck an einem der großen Umsteige-Flughäfen falsch weitergeleitet wurde. Die Vereinigung der Europäischen Luftverkehrsgesellschaften (AEA) hat jüngst für ihre 29 Mitglieder die Pannen protokolliert. Die britischen BMI (24,5 verlorene Koffer pro 1000 Passagiere), Alitalia sowie TAP Air Portugal landeten auf den schlechtesten Plätzen, in einer Gruppe mit den großen Netzwerkcarriern KLM und British Airways. Auch die Lufthansa (12,7 Koffer pro 1000 Reisende) bringt es nur auf Platz 21. Spitzenreiter mit den geringsten Verlusten sind Aero Svit (Ukraine), Air Malta, Turkish Airlines und Virgin Atlantic.

6,7 Millionen Koffer wurden vom Bodenpersonal beim Verladen einfach vergessen und 5,9 Millionen mit falschen Zielanhängern versehen. Das ist nicht nur ärgerlich für die Reisenden, sondern auch teuer für die Airlines. Bei durchschnittlichen Kosten von 90 US-Dollar pro fehlgeleitetem Gepäckstück summierten sich die Gesamtkosten für die Branche 2007 auf 3,8 Milliarden Dollar (rund 2,9 Milliarden Euro).

Britische Verbraucherschützer meinen, dies sei viel zu wenig. Häufig würden die Airlines nur einen Bruchteil des Schadens ersetzen, kritisiert das britische Air Transport User Council (AUC). Die Reisenden besäßen keine Kaufbelege der verlorenen Gegenstände mehr. Der angerechnete Zeitwert liege weit unter dem Kaufwert. Ohnehin ist die Haftung nach internationalem Recht auf derzeit 1100 Euro pro Gepäckstück begrenzt. Rainer W. During

Rainer W. During

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