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Diana

© AFP

Gerichtsuntersuchung: Rätsel gelöst? - Jury fällt Urteil im Diana-Prozess

Das vorerst letzte Kapitel des Diana-Thrillers ist geschrieben - und es hat einen eindeutigen Ausgang mit einem klaren Verlierer. Die Geschworenen-Jury, die den tödlichen Unfall von Prinzessin Diana und ihrem Begleiter Dodi al Fayed untersucht hat, ist zu einem Urteil gekommen.

Nach zehneinhalb Jahren, der Vernehmung von zweihundertsiebzig Zeugen und Kosten in Höhe von fast neun Millionen Euro weiß die Öffentlichkeit nun, was sie vorher auch schon wusste: Prinzessin Diana und ihr Freund Dodi al Fayed starben bei einem Unfall, an dem der Fahrer Henri Paul und die Paparazzi schuld waren. Doch das Urteil der Geschworenen auf fahrlässige Tötung weicht zumindest geringfügig von vorherigen Untersuchungen ab. Und es setzt einen Schlussstrich unter die Verschwörungstheorien, die sich um den Tod des Paares rankten. Mohammed al Fayed, Dodis Vater, räumte seine Niederlage erschüttert ein.

"Fahrlässige Tötung" statt "tragischer Unfall"

Sechs Monate nach dem Beginn der Gerichtsuntersuchung setzte die Jury klare Akzente und wählte die härteste Variante, die ihnen der Richter gelassen hatte. Doch die Frage, ob dafür eine Untersuchung nötig war, die Millionen verschlang, bleibt für viele zumindest offen. Wie in umfangreichen Polizeiberichten von Scotland Yard und der französischen Polizei stellten die Geschworenen neben der Schuld des betrunkenen Fahrers auch die Mitschuld der Paparazzi heraus, die den Unfallwagen in jener Nacht des 31. August 1997 in Paris verfolgten. Der einzige Unterschied: In den Ermittlungen war zuvor statt von fahrlässiger Tötung von einem tragischen Unfall die Rede.

Weitaus entscheidender als das Urteil waren sowieso die Ausführungen des Richters, mit denen er bereits vergangene Woche alle Verschwörungstheorien vom Tisch wischte. Weder Prinz Philip, der Ehemann der Queen, noch der britische Geheimdienst steckten demnach hinter dem Tod des Paares. Den teils kruden Mordtheorien, die der ägyptische Kaufhausmillionär al Fayed vor Gericht vorgebracht hatte, erteilte der Richter damit eine Absage.

Al Fayed glaubt weiter an Mord

Am Montag verließ der sonst so auskunftsfreudige al Fayed dann auch ohne ein Wort von sich zu geben den Gerichtshof in London. "Es war ein langer Kampf, um die Wahrheit herauszufinden", ließ er lediglich vor dem Gerichtsgebäude verlesen. Er selbst jedoch glaubt immer noch felsenfest an einen Mord.

Doch sein eigener bizarrer Auftritt vor dem High Court, bei dem er Prinz Philip als "Nazi" und das Königshaus als "Dracula-Familie" beschimpfte, mag die Jury wohl auch zu ihrem Urteil gebracht haben. Denn nachdem al Fayed vom britischen Premierminister Tony Blair bis zu den französischen Sanitätern fast alles und jeden des Mordes beschuldigt hatte, glaubte wohl niemand mehr an seine Theorie, dass Dodi und Diana umgebracht wurden, weil Diana schwanger von einem Muslim war.

Untersuchung wurde zum Medienspektakel

So schillernd wie diese Theorie war die Gerichtsuntersuchung an sich, die im Oktober mit einem riesigen Rummel begonnen hatte und zu einem Medienspektakel ausgeartet war, das viele nicht mehr nachvollziehen konnten. Vor Gericht sagten vom Geheimdienstchef über Heilpraktiker und Ex-Butler bis zur Familie Dianas fast 300 Zeugen aus. Die Öffentlichkeit erfuhr vom Inhalt der Briefe an "Darling Dodi" und Prinz Philip ("Liebster Pa") ebenso wie von Dianas vermutlich letzten Worte ("Oh my God") und dem Inhalt des Coktails, den der Fahrer Henri Paul vor der Todesfahrt zu sich nahm.

Mit akribischer Sorgfalt verfolgten die britischen Medien jedes Detail - auch wenn das meiste davon schon in dem mehr als 800 Seiten dicken Polizeibericht stand, für den bereits 400 Zeugen befragt, 20.000 Dokumente gesichtet und Millionen ausgegeben wurden. Das Interesse war so groß, dass die elf Geschworenen unter Polizeischutz gestellt wurden. In geheimer Mission waren die sechs Frauen und fünf Männer auch am Unfallort im Pariser Alma-Tunnel unterwegs. Kritiker sprachen von "purer Zeit- und Geldverschwendung" und einem "Diana-Zirkus".

Urteil der Jury nicht einstimmig

Ob Diana nun "in Frieden ruhen kann" - wie sich das ihre Söhne Prinz William und Harry erhofft hatten, darf angezweifelt werden. Denn bis zuletzt schieden sich die Geister an dem Tod der Prinzessin: Auch die Geschworenen konnten sich nicht - wie zuerst vom Richter vorgegeben - auf ein einstimmiges Urteil einigen. Nach einer vier Tage langen Marathon-Beratung der Jury erlaubte der Richter letztlich ein Mehrheitsurteil von neun zu zwei.

Annette Reuther[dpa]

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