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Gesundheit: 15-Milliarden-Programm für die Forschung Hightech-Strategie soll Vermarktung verbessern

MP3-Technik und Faxgerät werden gern genannt, wenn es um die deutsche Verwertungschwäche geht. Beide wurden hierzulande erfunden, aber andernorts kommerziell genutzt.

MP3-Technik und Faxgerät werden gern genannt, wenn es um die deutsche Verwertungschwäche geht. Beide wurden hierzulande erfunden, aber andernorts kommerziell genutzt. Ideen münden zu selten in Produkte. Mit einer ressortübergreifenden Hightech-Strategie will die Bundesregierung das nun ändern und bis 2009 knapp 15 Milliarden Euro in die Entwicklung innovativer Forschungszweige investieren.

Diese Summe ergibt sich aus den laufenden Vorhaben der Ministerien und den zusätzlich von der Regierung beschlossenen Investitionen in Höhe von sechs Milliarden Euro. Das Kabinett will die Hightech-Strategie am heutigen Dienstag beschließen.

Koordiniert wird die Initiative von Forschungsministerin Annette Schavan, in deren Haus die Entwicklungsvorhaben aller Ministerien gesammelt werden. Die Regierung sieht die Initiative als wichtigen Schritt zum Erreichen des Lissabon-Ziels der EU an. Danach sollen bis 2010 mindestens drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung investiert werden. In Deutschland sind es zurzeit 2,5 Prozent. Innovationspolitik soll auch zu einem Schwerpunkt der deutschen EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 werden.

Geplant ist, zwölf Milliarden Euro für die Erforschung von 17 vielversprechenden Hightech-Sektoren zu verwenden. 2,7 Milliarden sollen für übergreifende Querschnittsmaßnahmen eingesetzt werden. Mit 3,6 Milliarden Euro soll der Sektor Raumfahrttechnik nach Infomationen des Magazins „Spiegel“ am meisten bekommen, an zweiter Stelle steht die Energietechnik mit zwei Milliarden. Weitere Schwerpunkte sind Sicherheitstechnik und Biotechnik. Die Bundesregierung will mit ihrer Initiative die bislang in Ressorts wie Forschung, Wirtschaft, Umwelt oder Landwirtschaft zersplitterten Fördermaßnahmen bündeln und eine nationale Strategie entwickeln. Im Zentrum steht dabei die bessere Verwertung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Forschung soll helfen, neue Produkte und Arbeitsplätze zu schaffen.

So ist vorgesehen, die Vergabe von Forschungsaufträgen durch kleinere und mittlere Unternehmen mit einer Prämie aus dem Hause Schavan zu belohnen. Wettbewerb sieht die Hightech-Strategie ebenfalls vor. Angelehnt an die Exzellenzinitiative der Hochschulen sollen technisch-wissenschaftliche Zentren um den Status als „Spitzencluster“ ins Rennen gehen. Zudem will man prüfen, ob Wirtschaft und öffentliche Hand gemeinsam Forschungszentren betreiben können („Public-Private-Partnership“). Die Gründung technologieorientierter Unternehmen sollen stärker gefördert und zum Beispiel der Zugang zu Risikokapital verbessert werden.

Auch die politischen Rahmenbedingungen für die Forschung sollen innovationsfreundlicher werden. Ein Beispiel dafür ist die Pflanzen-Biotechnik (grüne Gentechnik), die in Deutschland gesetzlich stark eingeschränkt ist. Hier will sich das Forschungsministerium für eine Lockerung starkmachen, auch wenn der Widerstand erheblich sein dürfte.

Allerdings lebt Innovation nicht von der Politik allein. Auch die Mentalität spielt eine Rolle. „Die Deutschen nutzen zwar Computer, Internet und Handy, ein tieferes Interesse an der Technologie dahinter haben aber nur die wenigsten“, klagt Willi Berchtold, Präsident des Bundesverbands Informationswirtschaft, in der „Süddeutschen Zeitung“ und mahnt einen Bewusstseinswandel an. „40 Prozent unserer Schulabgänger geben als Berufswunsch ,Künstler‘ an. Die künftigen Ingenieure kann man in den meisten Schulen an einer Hand abzählen.“

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