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Gesundheit: 40 Professuren an der HU gefährdet?

Uni streitet über Pläne für Elitewettbewerb

Will die Humboldt-Universität, wenn sie den Elitetitel gewinnt, gleich mehrere Fächer streichen, die nicht in ihr Zukunftskonzept passen? Solche Pläne werfen Mitglieder des Akademischen Senats (AS) dem HU-Präsidenten vor. Bis zu 40 Professuren wolle die Universitätsleitung einsparen, warnten Studierendenvertreter gestern bei einer Sondersitzung des Akademischen Senats. Der große Sitzungssaal der Uni war bis auf den letzten Platz besetzt. Studierende hatten in den vergangenen Tagen mit Plakaten dazu aufgerufen, die AS-Sitzung zu einer Protestveranstaltung gegen den „Angriff der Exzellenzcluster“ zu machen. Es handele sich um „reine Horrorzahlen“, entgegnete HU-Präsident Christoph Markschies: „Einen Kahlschlag wird es nicht geben.“

Das Elite-Konzept der HU sieht vor, die Forschung auf sechs „Profilbereiche“ zu konzentrieren. Ein Institut für Integrative Lebenswissenschaften ist als Herzstück des Konzeptes geplant. Mit dem Geld aus der Exzellenzinitiative sollen einige besonders gut ausgestattete Forschungsprofessuren eingerichtet werden. Die Finanzierung dieser Professuren aus der Eliteförderung ist allerdings nur für fünf Jahre gesichert. Danach muss die Universität die neuen Institute und Mitarbeiterstellen selbst tragen. Studenten und Lehrende befürchten deshalb, dass dann radikal gekürzt wird. Betroffen wären, so die Vermutung, vor allem jene Fächer, die bislang nicht so recht in die sechs Profilbereiche passen. „Wir lesen den Antrag als Streichliste“, hielten auch AS-Mitglieder anderer Gruppen dem Präsidium vor.

Etliche Fachrichtungen – etwa Agrarwissenschaften, Sozialwissenschaften oder Gender Studies – kämen in der Langfassung des Eliteantrages gar nicht vor, kritisierten Dozenten und Studierende. Sieht die Universitätsleitung für sie keine Zukunft? Markschies hielt dagegen: Die Universität werde zu einem „Wettbewerb der Fächer“ aufrufen, der erst darüber entscheide, zu welchen Themen die neuen Institute forschen sollen.

Ein weiterer Vorwurf lautete, der Präsident wolle sich über eine Neuorganisation der Gremien eine größere Machtfülle aneignen. Im Exzellenzantrag ist geplant, mehrere Fonds einzurichten, aus denen etwa die Risikoforschung oder Gleichstellungsprojekte finanziert werden. Über die Vergabe dieser Mittel soll laut Konzept der Präsident entscheiden. Ein wissenschaftlicher Beirat übernehme künftig die Aufgabe, über den Ab- oder Ausbau von Forschungsprogrammen, Professuren oder einzelnen Instituten Empfehlungen abzugeben. Studierende warnten, das Präsidium wolle so einen größeren Einfluss sichern. Er plane „sicher keine Revolution“, antwortete Markschies.

Mitglieder des AS wiederholten ihre Kritik, dass das Gremium erst jetzt über die Langfassung des Exzellenzantrages berät. Das vollständige Konzept war dem AS vor wenigen Tagen vorgelegt worden, obwohl die HU es bereits Mitte April beim Wissenschaftsrat eingereicht hatte. „Warum diskutieren wir das Konzept überhaupt noch?“, fragte ein Mitglied. „Ändern lässt sich jetzt nichts mehr.“ Man hätte sich „von Anfang an eine größere Beteiligung der Angehörigen der HU“ gewünscht, sagte ein Student. Das Präsidium habe nun das Zukunftskonzept „am Akademischen Senat vorbei durchgesetzt“. Markschies verteidigte das Vorgehen mit dem Verweis auf die Konkurrenz der Universitäten: „Wir fanden, dass wir in dem Antrag ein paar tolle Ideen vorstellen, die nicht jeder kennen sollte.“

Die Chancen der HU, den Elitestatus zu erreichen, hätten sich zudem stark verbessert, so Markschies. Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner habe ihm einen Brief gesandt, in dem er noch einmal die „nachhaltige Finanzierung“ des Zukunftskonzeptes zugesichert habe.

Tina Rohowski

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