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Gesundheit: „85000 Studienplätze kann man vergessen“

INTERVIEW PROF. HEINZ–ELMAR TENORTH ist Vizepräsident für Lehre der Humboldt Universität Berlin.

INTERVIEW

PROF. HEINZ–ELMAR TENORTH

ist Vizepräsident für Lehre der Humboldt

Universität Berlin.

Foto: Mike Wolff

Die Humboldt- und die Freie Universität haben die Änderung der Hochschulverträge noch nicht unterschrieben – anders als alle anderen Beteiligten. Warum fällt Ihnen die Unterschrift schwerer als den anderen?

Im Jahr 2009 will das Land Berlin 75 Millionen Euro im Jahr weniger an seine Hochschulen zahlen als heute. Das sollen die Universitäten allein aufbringen. Daher unsere Forderungen: Die anderen Hochschulen sollen sich beteiligen und wir müssen wissen, wie viel die einzelne Hochschule konkret in den einzelnen Jahren zur Verfügung hat. Beides klärt der Änderungsvertrag nicht. Aber wir müssen jetzt wissen, welchen Anteil wir genau zu tragen haben – und zwar vertraglich fixiert.

Hat das nicht noch Zeit?

Nicht, wenn wir gleichzeitig bis Anfang 2004 neue Strukturpläne vorlegen sollen. Dazu braucht man diese Rahmendaten, sonst kann man weder planen noch an der Hochschule den Änderungsbedarf vermitteln. Eine vernünftige universitäre Planung ist so nicht praktikabel. Dahinter steht aber offenbar auch, dass die Politik bei unseren Strukturplanungen mitreden will.

Was ist daran verkehrt?

Kluge Ratschläge wie in der Medizin (durch die Expertenkommission) brauchen wir jedenfalls nicht noch einmal. Das funktioniert doch bisher in der Praxis nicht. So große Einschnitte, wie die Universitäten sie mit den aktuellen Einsparungen verkraften müssen, schaden noch mehr, wenn man sie immer wieder hin und her plant. Es lähmt die ganze Hochschule, wenn permanent Unsicherheit herrscht und von außen interveniert wird.

Akzeptieren Sie denn die Änderungen für die Jahre 2003 bis 2005?

Notgedrungen, um die Verluste überhaupt in Grenzen halten zu können. Aber schon jetzt verlieren die drei großen Universitäten mehr als 50 Millionen Euro bis zum Jahr 2005. Da ist Klarheit über die Gesamtkosten keine unbillige Erwartung.

Wie viele Studienplätze können aus Ihrer Sicht nach diesen Vertragszahlen erhalten werden?

85000 ausfinanzierte Studienplätze kann man als Ziel vergessen. Staatssekretär Pasternack hat das ja auch bei seinem Rücktrittsgesuch notiert. Es werden sicherlich mehrere Tausend weniger sein, auch hier vor allem universitäre Studienplätze.

Das Interview führte Bärbel Schubert.

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