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Gesundheit: Alarm im Blut

Die Sepsis gehört zu den häufigsten Todesursachen

In Deutschland sterben jeden Tag durchschnittlich 162 Menschen an einer Blutvergiftung, deutlich mehr als bislang angenommen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Kompetenznetzes Sepsis. Bislang war man von jährlich 39000 Krankheitsfällen ausgegangen, von denen 6000 tödlich endeten. Nach der Studie des Kompetenznetzes erkranken pro Jahr 154000 Menschen an einer außer Kontrolle geratenen Infektion durch Bakterien oder anderen Mikroorganismen wie Pilzen. Davon würden rund 60000 an der Sepsis sterben, sagte der Studienleiter Frank Martin Brunkhorst am Montag in Jena. Nach den neuen Daten sterben fast ebenso viele Menschen daran wie an einem Herzinfarkt (der rund 65000 Todesopfer jährlich fordert).

„Tödlich an der Sepsis ist meist nicht die Infektion selbst“, sagt der Infektionsexperte Norbert Suttorp von der Berliner Charité, „sondern die eigene Körperabwehr.“ Für gewöhnlich beschränkt sich eine Infektion auf einen Teil des Körpers, etwa die Lunge. Manchmal aber gelingt es der Körperabwehr nicht, die Erreger in Schach zu halten, sie erobern die Blutbahn – und damit den ganzen Körper. „Das Immunsystem schlägt Großalarm, wie bei einem Feuer auf der Bohrinsel“, sagt Suttorp. Der Generalangriff jedoch geht auch für den eigenen Körper mit Risiken und Nebenwirkungen einher: Die Gefäße werden undicht, Flüssigkeit sammelt sich in der Lunge, der Blutdruck fällt, der Puls steigt, es kommt zu Fieber. „Die Patienten sind verwirrt“, sagt Suttorp. Antibiotika helfen manchmal, reichen aber meist nicht.

Das Risiko einer Sepsis steigt mit dem Alter, wenn wir für Infektionen anfälliger sind. Sie tritt häufiger nach großen Operationen auf, bei Transplantations- und Krebspatienten. Auch Diabetes ist ein Risikofaktor. Die Blutvergiftung ist somit häufig an andere Erkrankungen gekoppelt, weshalb es oftmals schwer fällt, sie als die eindeutige Todesursache zu identifizieren. bas

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