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Gesundheit: Als Skandinavien am Äquator lag

Einst gab es den Superkontinent Pangäa. Wenn er wiederkommt, wird der Atlantik verschluckt werden

Seit die Erde existiert, verändern sich die Kontinente. Sie schließen sich zu einer einzigen riesigen Landmasse zusammen, dann trennen sie sich wieder. Das geht für das menschliche Auge unmerkbar langsam vor sich. Doch Satelliten registrieren den derzeitigen Drift. Afrika schiebt sich nach Norden und allmählich verschwindet das Mittelmeer.

Ein großes Gebirge wird sich zwischen Europa und Afrika auftürmen, vergleichbar dem Himalaja. Und noch einmal 200 Millionen Jahre später werden sich – dies prognostiziert der amerikanische Geologe Christopher Scotese von der Universität Texas in Arlington – alle fünf Kontinente zu einer riesigen Landmasse vereint haben.

Die Theorie der Kontinentalverschiebung geht auf Alfred Wegener zurück, der bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts festgestellt hatte, dass einst alle großen Festlandgebiete der Erde zusammenhingen. Inzwischen gehen Geologen davon aus, dass sich die Festlandmassen zyklisch zu Superkontinenten vereinen und sich dann wieder trennen.

„Diese Superkontinentzyklen prägen unseren Planeten seit mindestens zwei Milliarden Jahren“, sagt Michael Schudack vom Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität Berlin. Seit Bestehen der Erde habe es schon vier oder fünf Mal einen solchen Zusammenschluss der Kontinente gegeben.

„Rodinia“ ist der bisher älteste bekannte Superkontinent. „Er existierte vor 800 bis 1000 Millionen Jahren“, sagt Peter Kukla von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen. Während des Paläozoikums – vor 540 bis 250 Millionen Jahren – zerbrach die riesige Landmasse. Einzelne Teile wanderten auf unterschiedlichen Pfaden um den Globus, bis sie sich wieder trafen. Dadurch entstand vor etwa 300 Millionen Jahren der bisher jüngste Superkontinent „Pangäa“.

Dass sich die Erdkruste derzeit mit Geschwindigkeiten von bis zu 16 Zentimetern pro Jahr bewegt, zeigt ein weltweites Netz von Satelliten-Messstationen. Um die künftige Entwicklung abzuschätzen, schauen die Geologen zurück. „Ein Blick in die Vergangenheit verrät, wie es in der Zukunft aussehen kann“, sagt Schudack. Eine große Hilfe ist hierbei der Erdmagnetismus. Denn die Erdkugel ist ein Magnet, mit einem Nord- und einem Südpol. Beide Pole werden durch kreisförmige Feldlinien verbunden.

„Der Winkel, den eine Magnet-Feldlinie mit der Erdoberfläche einschließt, wird von den Polen zum Äquator hin immer flacher“, sagt Volker Haak vom Geoforschungszentrum in Potsdam. Diese „Paläo-Inklination“ kann in einer Gesteinsprobe gemessen werden. So lässt sich sagen, ob der Stein nahe dem Pol oder dem Äquator gebildet wurde. Erstarrte Lava und Sedimente sind dazu besonders geeignet. „Eisenhaltige Minerale speichern das Erdmagnetfeld, wie ein Computer unsere Dateien“, sagt Geophysiker Haak. 400 Millionen Jahre alte Gesteine aus Skandinavien und Norddeutschland zeigen beispielsweise eine flache Inklination. Der Kontinent muss zu dieser Zeit also nahe am Äquator gelegen haben.

Die magnetischen Eigenschaften der Gesteine reichen aber nicht aus, um den genauen Weg eines Kontinents herauszufinden. „Mit dieser Methode kann man nur die Nord-Süd-Bewegungen nachvollziehen", erklärt Haak. Den Pfad von Ost nach West weisen versteinerte Pflanzen und Tiere. Organismen passen sich ja einem bestimmten Klima an. Eine tropische Korallenart zeigt daher, dass ein Gestein nahe dem Äquator gebildet wurde.

Auf diese Weise lässt sich belegen, dass die heutigen Kontinente von Pangäa abgebrochen und zu ihrer derzeitigen Position gewandert sind. Amerika entfernte sich von Europa und Afrika, die Antarktis wanderte zum Südpol und Australien bewegte sich nach Osten. „Doch seit 100 Millionen Jahren rücken die Erdteile wieder aufeinander zu“, sagt Schudack. Australien zum Beispiel nähert sich Indonesien mit acht Zentimetern pro Jahr.

Solange ein Kontinent isoliert ist, entwickelt sich dort eine eigene Lebewelt, etwa die Kängurus in Australien. Finden sich ähnliche Fossilien auf unterschiedlichen Kontinenten, so deutet dies darauf hin, dass sie einst verbunden waren. So fanden Forscher 1969 in der Antarktis fossile Reste des säugetierähnlichen Reptils „Lystrosaurus“, das bis dahin nur aus Afrika und Indien bekannt war. Das war ein Beweis, dass die drei Kontinente einst zusammengehörten. Verbindet sich Astralien also eines Tages mit Indonesien, werden die Kängurus Südostasien erobern.

Die Experten sind sich einig: Es wird wieder einen Superkontinent geben, ein neues Pangäa. Die aktuellen Modelle sagen, dass zunächst das Mittelmeer verschwindet und in 50 Millionen Jahren die Schließung des Atlantiks beginnt. „Entlang der Ostküste Amerikas wird ein Tiefseegraben entstehen, vergleichbar mit dem heutigen Graben entlang der amerikanischen Westküste“, sagt Schudack. Die atlantische Ozeankruste wird sich unter Amerika schieben und den Atlantik „verschlucken“. Der amerikanische Kontinent bewegt sich dadurch nach Osten, in Richtung Europa und Afrika. Nach der Theorie des Geologen Scotese gibt es in 250 Millionen Jahren den nächsten Superkontinent „Pangäa ultima“.

Doch ob Pangäa ultima wirklich seinem Namen Ehre machen und der letzte Superkontinent sein wird, ist fraglich. Vorausgesetzt, die Erde folgt den jetzigen Gesetzmäßigkeiten, dürfte der Zyklus von Geburt und Untergang eines Kontinentriesen damit nicht beendet sein. Die Erde kühlt zwar immer weiter ab und der Motor der Kontinente im Erdinneren könnte somit eines Tages erstarren (siehe Kasten). Vermutlich wird den Planeten aber zuvor ein anderes Schicksal ereilen. „Die Sonne wird sich ausdehnen und zum Roten Riesen werden", erklärt Schudack. Damit ist dann das Schicksal der Erde besiegelt.

Stephanie schwarz

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