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Gesundheit: Am liebsten Bargeld auf die Hand

Das Uniradio wird von 13 Hochschulen finanziert / Doch nicht alle Vereinsmitglieder zahlen gerne ihre BeiträgeVON INGO BACHAls das Uniradio vor drei Monaten sein einjähriges Bestehen feierte, nahm FU-Präsident und Uniradio-Vereinsvorsitzender Johann W.Gerlach das Jubiläum zum Anlaß für eine Warnung.

Das Uniradio wird von 13 Hochschulen finanziert / Doch nicht alle Vereinsmitglieder zahlen gerne ihre BeiträgeVON INGO BACHAls das Uniradio vor drei Monaten sein einjähriges Bestehen feierte, nahm FU-Präsident und Uniradio-Vereinsvorsitzender Johann W.Gerlach das Jubiläum zum Anlaß für eine Warnung.Die Finanzierung sei nur gesichert, wenn alle 13 in dem Verein zusammengeschlossenen Hochschulen auch ihre Beiträge entrichteten.Diese Warnung sprach er nicht von ungefähr aus, denn angesichts der leeren Kassen beginnen vor allem die kleineren Hochschulen, Kosten und Nutzen des Uniradios für sich abzuwägen. Den Anfang machte Ende 1996 die Hochschule für Musik "Hanns Eisler" (HfM), die erklärte, vom festgesetzten Jahresbeitrag von 15 000 Mark nur 1000 Mark aufbringen zu können.Doch trotz der finanziellen Schwierigkeiten gehe es nicht um einen Ausstieg aus dem Uniradio, beruhigt Günter Schwarz, Kanzler der Musikhochschule.Auch wenn der direkte Nutzen für die HfM eher symbolisch sei: "Ich sehe diese gemeinsame Arbeit von Studenten und Lehrkräften als wichtiges Projekt in unserer Medienlandschaft." Da man aber keine entsprechenden publizistischen Studiengänge habe, könne die HfM über Praktika keinen konkreten Nutzen aus dem Sender zu ziehen. Doch die 15 000 Mark seien einfach nicht aufzubringen."In unserem Haushalt sind nur 2000 Mark jährlich für Vereinsmitgliedsbeiträge vorgesehen", sagt Schwarz.Deshalb habe man sich bemüht, Sachleistungen zu erbringen, zum Beispiel über eine von der HfM finanzierte studentische Hilfskraft für das Uniradio."Mittlerweile haben wir mit dem Uniradio-Vorstand ein entsprechendes Übereinkommen geschlossen." Doch eigentlich sieht man beim Uniradio lieber Bares, um den jährlichen Haushalt von 350 000 Mark zusammenzubringen.Deshalb wurde in der Vereinssatzung ein Mindestbeitrag auf 5000 Mark festgesetzt, an dem schon in der Anfangsphase des Uniradios 1994 die Kunsthochschule Weißensee gescheitert war.Aber beim Uniradio ist man sich klar darüber, daß ein Ausscheiden der HfM aus finanziellen Gründen einen Dominoeffekt nach sich ziehen könnte und setzte deshalb auf die gütliche Einigung.Denn die HfM ist nicht die einzige der angeschlossenen Hochschulen, die über die Beiträge nachdenkt. Auch die Technische Fachhochschule (TFH) hat nach Angaben von Rektor Gerhard Ackermann Probleme mit dem Beitrag, immerhin 20 000 Mark im Jahr."Mit diesem Geld könnte ich eine halbe Stelle finanzieren.Ich bin kein Gegner vom Uniradio, aber ich muß einfach das Kosten-Nutzen-Verhältnis für die TFH im Auge behalten." Auch die TFH kann die Praktikumsplätze beim Uniradio kaum nutzen, da sie über keine entsprechenden Studiengänge verfüge.Publizistisch gewinne die TFH durch das Uniradio nichts, erklärt der Pressesprecher der TFH, Heiko Schwarzburger: "Der Sender spielt im Medienkanon Berlins keine Rolle." Obwohl das TFH-Präsidium schon im letzten Sommer beschlossen hatte, 1998 aus dem Uniradio auszusteigen, befürwortet Rektor Ackermann eine nochmalige Diskussion."Wir haben angeboten, einen Teil des Beitrages über Sachleistungen zu erbringen.Es hieß aber, das Uniradio habe genug Personal - das in hohem Maße von der FU stammt - und bräuchte vor allem Barleistungen." Noch ist kein abschließendes Urteil gefällt.Laut Satzung beträgt die Kündigungsfrist ein halbes Jahr, spätestens am 30.Juni muß also Klarheit für 1998 herrschen."Ich bin mir sicher, daß dann das Verhältnis der TFH zum Uniradio nicht mehr so sein wird wie vorher", erklärt Ackermann sibyllinisch. Beim Uniradio reagiert man derweil gelassen."Wir haben uns damit abgefunden, daß die TFH im nächsten Jahr wohl nicht mehr dazugehört", so der Pressesprecher Michael Marx.Das sei zwar schmerzlich, weil man mehr Gelder von außen einwerben müsse."Aber es gibt bereits Sponsoring-Interessenten", sagt Marx.Für die entsprechenden Verhandlungen habe das Uniradio eine Agentur beauftragt."Am besten wäre es, wenn wir einen Hauptsponsor finden." Darüber hinaus werde es bald Werbung geben, maximal zwei Spots pro Sendung. Marx kann die Kritik nachvollziehen.Immer wieder bekomme das Uniradio Schelte wegen der angeblichen Dominanz der FU.Vor allem deshalb, weil naturgemäß die meisten Praktikanten aus den publizistischen Studiengängen der FU kommen.Im Mai werden 150 Praktikanten beim Uniradio gearbeitet haben, die sich auf insgesamt 11 Hochschulen verteilen.Mehr als die Hälfte davon kam von der FU."Wir geben uns wirklich große Mühe, mehr Praktikanten von anderen Hochschulen zu bekommen", betont Marx."Bei den Praktikumsbewerbungen rufen wir grundsätzlich die zuerst an, die nicht von der FU stammen." Marx wünscht sich mehr Beteiligung von den Hochschulen."Die haben zum Teil noch gar nicht begriffen, was für ein gutes Werkzeug das Uniradio sein kann, um die Hochschulen in der Öffentlichkeit transparent zu machen.Wir machen hier doch auch Öffentlichkeitsarbeit für die Hochschulen." Auch die Studentenvertretungen sollten den Sender viel mehr in ihrem Interesse nutzen.Den Pressesprecher verwundert es, daß die Studentenvertreter nichts täten, um einen Fuß in die Tür des Uniradios zu bekommen."Es gibt nichts Verschlafeneres als die Berliner Asten." Die drei Universitäten stehen zum Uniradio.FU und HU haben als die ersten Hochschulen ihre kompletten Jahresbeiträge für 1997 bereits überwiesen."Wir tun das, damit diese Gelder gar nicht erst in die Diskussion kommen", betont Susann Morgner, die Pressesprecherin der HU. Von TU und FU hängt das Überleben des Uniradios maßgeblich ab, beide Unis leisten jährlich jeweils einen Beitrag von knapp 56 000 Mark, hinzu kommen Sachleistungen wie Technik und Personal.Allerdings ist die HU mit jährlich 75 000 Mark der größte Bareinzahler. Susann Morgner ist mit der Arbeit des Uniradios zufrieden: "Hier geht es nicht um die Öffentlichkeitsarbeit für die Hochschulen.Dazu gibt es die Pressestellen.Das Uniradio soll sich um übergreifende Hochschulpolitik kümmern, und das tut es bereits sehr gut." uniRadio sendet montags bis freitags von 17 - 18 Uhr ("Live at Five") und 22 - 23 Uhr ("Nachtschiene") auf UKW 87,9 MHz (Kabel 94,55 MHz.)

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