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Gesundheit: Am Torkeln sollst du sie erkennen

In klaren Herbstnächten und fernab der hellerleuchteten Städte kann man am Sternenhimmel das Band der Milchstraße sehen. Riesig und unermesslich dehnt es sich in die endlose Schwärze, und bei dem bloßen Gedanken, wir Menschen könnten inmitten dieser Unendlichkeit allein sein, wird man von Einsamkeit überwältigt.

In klaren Herbstnächten und fernab der hellerleuchteten Städte kann man am Sternenhimmel das Band der Milchstraße sehen. Riesig und unermesslich dehnt es sich in die endlose Schwärze, und bei dem bloßen Gedanken, wir Menschen könnten inmitten dieser Unendlichkeit allein sein, wird man von Einsamkeit überwältigt. Aber sind wir wirklich so allein? Zumindest ist unser Sonnensystem nicht das einzige, in dem es Planeten gibt. Das haben Astrophysiker mittlerweile herausgefunden. Mit den neuen Ergebnissen auf diesem Gebiet beschäftigte sich jetzt das Leibniz-Kolleg, zu dem die Universität Potsdam eingeladen hatte.

Einer der Gäste war Michel Mayor von der Universität Genf, der vor rund sechs Jahren zusammen mit einem seiner Studenten den ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckte. Der erste "extrasolarePlanet" erhielt den Namen "51 Pegasi b", weil er den Stern "51 Pegasi" umkreist. Die Fachzeitschrift "Science" bezeichnete Mayors Entdeckung nachträglich als eine der zehn wichtigsten Entdeckungen des Jahres 1995. Inzwischen sind fast 100 weitere extrasolare Planeten bekannt, und es zeichnet sich klar ab, dass hier in Zukunft bahnbrechende Erkenntnisse zu erwarten sind.

Obwohl "51 Pegasi b" 42 Lichtjahre und damit etwa 400 Billionen Kilometer von der Erde entfernt ist, gehört er - gemessen in astronomischen Maßstäben - zu den "engeren" Nachbarn der Erde. Schließlich hat unsere Galaxis, die Milchstraße, einen Durchmesser von 100 000 Lichtjahren. Planeten in solch riesigen Entfernungen zu erkennen, sei extrem schwierig, sagte Mayor. Dies liegt hauptsächlich daran, dass Planeten nicht leuchten und zudem viel kleiner sind als die Sterne, um die sie kreisen.

Daher sind die Wissenschaftler auf indirekte Nachweise angewiesen. Diese liefert die Radialgeschwindigkeitsmethode. "51 Pegasi b" wurde ausfindig gemacht, indem Mayor den Stern Pegasi 51 beobachtete. Dabei machte er sich die Tatsache zunutze, dass Sterne keine festen Punkte sind, die von Planeten umrundet werden. Vielmehr kreisen Planet und Stern um ihren gemeinsamen Schwerpunkt. Bei Planeten mit sehr viel Masse liegt der gemeinsame Schwerpunkt deutlich außerhalb des Stern-Mittelpunktes. Das hat zur Folge, dass der Stern "torkelt". Diese Torkelbewegung wird mit empfindlichen Messgeräten aufgezeichnet.

Anhand der Bewegung des Sterns kann man also erkennen, ob dieser von Planeten umkreist wird und wie massereich diese sind. "Mit Hilfe der Radialgeschwindigkeitsmethode lassen sich aber nur große und sternnahe Planeten aufspüren", sagte Joachim Wambsganß, Universität Potsdam. Bei erdähnlichen, also kleinen Planeten, reiche die Empfindlichkeit nicht aus.

Für den Nachweis solch kleiner Himmelskörper müssen folglich andere Verfahren her. Eines davon ist die Transit-Methode. Dabei wird die Helligkeit von Sternen gemessen. Diese verringert sich, wenn sich ein Planet zwischen Stern und Beobachter schiebt. Jedoch lässt sich von der Erde aus nur etwa einer von 200 Planeten mit der Transit-Methode ausfindig machen, diejenigen nämlich, deren Bewegungsbahn zwischen Erde und beobachtetem Stern liegt.

Seitdem bekannt ist, dass Planeten außerhalb des Sonnensystems existieren, möchte man natürlich wissen, ob es dort auch Leben gibt. Derzeit seien gesicherte Aussagen nicht möglich, sagten die Forscher auf dem Potsdamer Kongress. Fest steht demnach, dass viele Planeten gar nicht die Voraussetzungen für Leben bieten. In unserem Sonnensystem trifft dies zum Beispiel auf die Gasriesen Jupiter, Saturn und Uranus zu.

Der Astrophysiker Mayor ist sich dennoch sicher, dass in Zukunft ein Bruder oder eine Schwester der Erde entdeckt werden wird. "Mein persönlicher Eindruck ist, dass die meisten Sterne Planeten besitzen", sagte er. Warum sollten darunter nicht auch erdähnliche sein? In eine vergleichbare Richtung argumentiert Mark McCaughrean vom Astrophysikalischen Institut Potsdam: "Fast alle Sterne im Frühstadium sind - ähnlich wie einst auch unsere Sonne - von Gas- und Staubscheiben umgeben, in denen Planeten entstehen können."

Ein Mangel an Sternen, die Planeten "beherbergen" könnten, existiert jedenfalls nicht. Allein in unserer Galaxie gibt es 100 Milliarden davon. Und sie ist nur eine von 100 Milliarden im All.

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