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Gesundheit: Architekten nach dem Studium

Gibt es ein Leben nach dem Studium? In unserer Rubrik "Umsteiger" werden von nun an in lockerer Folge Absolventen und Abbrecher über ihre Erfahrungen berichten: wie sie den Abschied von der Hochschule verkraftet haben und was das Studium ihnen für den Beruf gebracht hat.

Gibt es ein Leben nach dem Studium? In unserer Rubrik "Umsteiger" werden von nun an in lockerer Folge Absolventen und Abbrecher über ihre Erfahrungen berichten: wie sie den Abschied von der Hochschule verkraftet haben und was das Studium ihnen für den Beruf gebracht hat.

"Wir kennen uns seit dem ersten Semester, also seit 1989, haben an der TU Seminare, Entwürfe und einen Wettbewerb durchgezogen und vor drei Jahren zusammen unsere Diplomarbeit präsentiert. Als wir noch studierten, haben sich in der Wende-Euphorie viele Architekten selbständig gemacht. Da wurde in Berlin auf- und umgebaut, Perspektiven für die Hauptstadt entwickelt, Aufträge gab es massenhaft. Das ist jetzt vorbei. So gesehen, sind wir mit unserem Büro zu spät dran und haben es heute vielleicht schwerer als die Kollegen, die Anfang der neunziger in den Startlöchern saßen.

Damals haben wir - wie die meisten Architekturstudenten - in Büros gejobbt und viel Praxiserfahrung gesammelt. Lehre und Praxis sind im Architekturstudium eng verzahnt, Dozenten an der Uni haben oft auch eigene Büros. Neben der Arbeit im Büro hatten wir an der Uni Freiräume zum Experimentieren. Da haben wir extreme Konzepte entworfen, bei denen wir uns heute freuen, dass wir sie nur als Pappmodelle gebaut haben. Jetzt geht es um reale Projekte. Die Studentenzeiten sind vorbei.

Unser erstes eigenes Projekt haben wir gerade über die Bühne gebracht: der Ausbau einer Fabriketage für eine Softwarefirma. Wir haben ein Raumkonzept erarbeitet, Aufträge an Handwerker erteilt und koordiniert und dafür gesorgt, dass alles termingerecht fertig ist. Mit dem Bauherrn überlegen wir, wie die Angestellten innerhalb des Unternehmens arbeiten, wie sich die Firma in den neuen Räumen darstellen will und wieviel Geld der Bauherr ausgeben will. Wir müssen sehen: was ist machbar? Und uns mit ganz konkreten Vorgaben auseinandersetzen. In diesem Fall passten die Auslegware und abgehängte Decken eigentlich nicht in einen Fabrikausbau. Aus diesem Projekt hat sich ein Folgeauftrag für eine andere Firma aus der Software-Branche ergeben. Damit erreichen wir vielleicht, was wir uns vorgenommen haben: Ein Architekturbüro mit eigenen Projekten selbständig zu führen.

Architekten gibt es viele. Manche unserer Freunde aus dem Studium haben sich spezialisiert, sind zum Beispiel in die Denkmalpflege gegangen. Andere lehren an der Uni, und eine ganze Reihe arbeitet heute gar nicht als Architekt. Selbständig als Architekt zu arbeiten, von eigenen Projekten zu leben, ist in unserem Freundeskreis die Ausnahme. Uns ist auch klar: Wenn wir mal keinen Auftrag haben, arbeiten wir auch wieder für andere Architekten. Wir sind freiberuflich. Das bedeutet, dass wir uns auf eigene Kosten absichern. Das kann kostspielig sein, ist für uns aber im Moment nicht Thema Nummer eins. Für uns ist wichtig, dass wir auch in Zukunft unsere Lösungen austüfteln und so umsetzen, dass man unsere Idee in dem Bau wiederfindet. Ohne dass es den Bauherrn ein Vermögen kostet. Wir glauben, das gelingt uns auch."Protokoll: Kirsten Wenzel

Protokoll: Kirsten Wenzel

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