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Gesundheit: Auch Wespen könnendas Gesicht verlieren

Die schwarz-gelben Insekten

Sie sind gelb-schwarz gestreift und umschwirren hektisch die Kuchentafel. Ein gezielter Schlag mit der Zeitung, und das Problem ist erledigt. Dabei macht sich kaum einer die Mühe, Wespen genauer anzusehen.

Elizabeth Tibbetts hat sich diese Mühe gemacht. Es hat sich gelohnt. Die amerikanische Insektenkundlerin von der Cornell University im US-Bundesstaat New York fand heraus, dass Wespen keineswegs alle gleich aussehen. Und nicht nur das: Sie erkennen sich gegenseitig an ihren Gesichtern.

Das ist für die Wespen sogar sehr wichtig, denn bei einigen Arten gibt es eine ausgeprägte Hackordnung. Die Feldwespen, die Tibbetts untersucht hat, bilden kleine Kolonien. Ihre kunstvoll gebauten Nester werden von mehreren, zunächst gleichberechtigten Wespen gegründet. Erst im Laufe der Zeit beginnen die Nestgründerinnen, sich untereinander aggressiv zu verhalten. Grund für die Auseinandersetzungen ist der Streit um das Fortpflanzungsmonopol im Nest. Nur die stärkste Wespe, die zur Königin wird, pflanzt sich fort.

Wenn die Königin stirbt, steht die stärkste Arbeiterin schon als Nachfolgerin bereit. Das Gerangel um eine Stelle als Thronerbin sorgt für eine klare Hierarchie unter den Arbeiterinnen. Dafür aber müssen sie einander erkennen. Nicht nur für Menschen, auch für Wespen ist es ungünstig, versehentlich einen Stärkeren anzupöbeln. Wären Wespen nicht in der Lage, sich gegenseitig zu erkennen, so müssten sie ständig durch Kämpfe ihre Rangordnungsposition neu bestimmen. Die Folge: eine Dauerrevolte im Nest.

Nur, woran erkennen die Wespen sich? Tibbetts fand heraus, dass die Gesichter der Feldwespen ein erstaunliche Unterschiede in den Farbzeichnungen aufweisen. Veränderte sie mit Pinsel und Farbe die Gesichtszeichnungen, so wurden die bemalten Wespen deutlich unfreundlicher behandelt als vorher. Obwohl sie immer noch den selben Nestgeruch trugen, erschienen sie den anderen Nestmitgliedern als Unbekannte. Die Aggressivität der Wespen gegenüber den vermeintlichen Fremden ließ nach einigen Stunden nach. Die Arbeiterinnen hatten nun die Rangstufe des Neulings festgestellt. Wer also einen der gelb-schwarz gestreiften Lästlinge erschlägt, sollte wissen, dass er kein gesichtsloses Wesen tötet. Erik Schmolz

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