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Gesundheit: Auf dem Mars gehen die Uhren langsamer

Die Roboter kommen mühsam voran – aber sie haben Felsen gefunden, die womöglich im Wasser entstanden sind

Nach derart geschichteten Steinen haben die Planetenforscher gesucht. Es gibt nicht viele geologische Prozesse, die zur Bildung solcher Ablagerungen geführt haben können. „Einiges deutet darauf hin, dass da Wasser im Spiel war“, sagt Johannes Brückner vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Aber bislang sind es nur die Bilder, die zu dieser Vermutung verleiten. Die Gesteinsanalysen stehen noch aus.

Schon die Aufnahmen der Marsoberfläche, die Raumsonden aus dem Weltraum gemacht haben, erwecken den Eindruck, als sei an den Landestellen der beiden amerikanischen Marsroboter einmal Wasser geflossen. Nun haben die Geländefahrzeuge ihre nähere Umgebung fotografiert, tun sich jedoch noch schwer damit, neue Indizien für diese Hypothese zu finden. Die Apparate kommen mit ihren Messungen nur langsam vorwärts. „Es ist sehr mühsam, nach Spuren von Wasser zu suchen, das vor Jahrmillionen einmal hier geflossen sein könnte“, sagt Brückner.

Was von oben aussieht wie ein ausgetrocknetes Tal, ist aus der Nähe betrachtet eine Gesteinswüste, die seit langer Zeit vor allem von Wind und Staub umgestaltet worden ist. Es ist auch möglich, dass die nahe gelegenen Vulkane in jüngerer Vergangenheit Lava in den „Gusev“-Krater geleitet haben, in dem der Roboter „Spirit“ gelandet ist. „Wenn man einmal im Krater sitzt, sieht man all die wassergeprägten Strukturen nicht mehr ohne weiteres“, sagt Brückner.

Er und seine Kollegen haben ein Instrument gebaut, mit dem die Roboter „Spirit“ und „Opportunity“ die chemische Zusammensetzung der Steine studieren. Die ersten Messungen haben gezeigt, dass der Staub im „Gusev“-Krater dieselbe Zusammensetzung hat wie der Staub, den der amerikanische Roboter „Sojourner“ 1997 an einer ganz anderen Stelle auf dem Mars analysierte. Eine nahe liegende Erklärung dafür ist, dass die heftigen Stürme den Marsstaub um den ganzen Globus tragen.

„Spirit“ hat auch einen Stein unter die Lupe genommen, ihn mit einem Schleifgerät angebohrt. Drei Stunden rotierte die Stahlbürste über die Oberfläche des Steins, um sie von allem Staub zu befreien. Zurück blieb ein knapp drei Millimeter tiefes Loch. Davor hielt „Spirit“ das Mainzer Spektrometer.

Der Messkopf des Geräts enthält eine radioaktive Quelle aus Curium. Wenn die Strahlung auf Gestein trifft, registrieren Detektoren das Echo des Kugelhagels, das von Atom zu Atom verschieden ausfällt. Die erste Messung ergab, dass es sich bei dem Stein im „Gusev“-Krater um einen Brocken vulkanischer Herkunft handelt.

Die Wissenschaftler hoffen, mit „Spirit“ in den nächsten Tagen an anderer Stelle vielleicht auf Sedimentgestein zu stoßen. „Opportunity“ hat an seinem Landeplatz bereits einen solchen Kandidaten entdeckt. Ob dieser Stein unter Einwirkung von Wasser entstanden ist, sei allerdings noch unklar, erläutert Göstar Klingelhöfer während seiner Nachtschicht im Kontrollzentrum der Weltraumbehörde Nasa in Pasadena. In der Vergangenheit könnten sich derartige Gesteinslagen unter Umständen auch auf andere Weise gebildet haben. Es könnte sich zum Beispiel um Vulkanasche handeln, die den Boden einst meterhoch bedeckte und sich dann verfestigte.

Seit Sonnabend ist der Forscher der Uni Mainz in den USA. Dort erhält er die neuesten Messdaten der Marsroboter. Insbesondere die Aufzeichnungen eines Apparats, den er selbst gebaut hat, um Einblick in die Mineralogie der Marsfelsen zu gewinnen.

Wer wissen möchte, aus welchen Mineralen Gestein besteht, braucht einige Geduld. Für eine einzige Messung steht der Roboter zwölf Stunden still. Zeit ist bei der Marsmission ein knappes Gut. „Wir müssen in den Sitzungen dafür kämpfen, dass unser Instrument möglichst oft zum Einsatz kommt“, sagt Klingelhöfers Kollege Bodo Bernhardt.

Bislang haben die Roboter vor allem Bilder gemacht, aber erst wenige Gesteinsmessungen. Das wird sich bald ändern. Denn wenigstens ein interessanter Stein liegt nun direkt vor „Opportunitys“ Kameraaugen.

Die Forscher werden alles daransetzen, etwas über seine Entstehungsgeschichte aus ihm herauszukitzeln. Und sich die Wartezeit wieder einmal damit vertreiben, den umliegenden Steinen lustige Namen zu geben. Die Marsmission ist nicht zuletzt eine Wiederentdeckung der Langsamkeit.

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