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Gesundheit: Auf den Hund gekommen

Forscher entziffern das Erbgut von Boxer und Co

Pinscher, Kampfhund, Bernhardiner, Dalmatiner, Pudel, Schäferhund – wohl keine Tierart ist vielfältiger in Größe, Form und Charakter als der Hund. Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, bis Genforscher sich den Hund genauer ansehen würden. Jetzt hat ein internationales Team das Erbgut des Hundes entziffert, wie die beteiligten Forscher im Fachblatt „Nature“ berichten.

Die Boxerdame „Tasha“ war der Ausgangspunkt der Studie unter Leitung von Kerstin Lindblah-Toh vom Broad-Institut (Harvard/Massachusetts Institute of Technology) im amerikanischen Cambridge. Zu etwa 99 Prozent wurde die Erbinformation von „Tasha“ entziffert. Dieses Genom diente als Schablone, an die Erbgutabschnitte von zehn anderen Hunderassen und nahen Verwandten wie Wolf und Coyote angelegt wurden.

Es stellte sich heraus, dass Hunde sich untereinander (ähnlich wie beim Menschen) in jedem tausendsten chemischen Buchstaben unterscheiden. Die Forscher legen gemeinsam mit dem fast kompletten Erbgut einen 2,5 Millionen Buchstaben umfassenden Katalog dieser genetischen Unterschiede vor, wissenschaftlich SNPs genannt (sprich „Snips“).

Das Erbgut des Hundes umfasst 2,4 Milliarden Buchstaben, chemisch in Form der vier Basen-Buchstaben Adenin, Thymin, Cytosin und Guanin gespeichert. Es ist damit etwas kleiner als das des Menschen, das drei Milliarden Buchstaben enthält. Die Forscher schätzen, dass der Hund 19 300 Erbanlagen (Gene) besitzt, die fast alle eine Entsprechung im menschlichen Erbgut mit seinen etwa 22 000 Genen haben. Der jüngste gemeinsame Vorfahr von Mensch und Hund lebte vor 100 Millionen Jahren.

Die Frage, wie groß die genetische Übereinstimmung von Mensch und Hund ist, beantworten die Forscher nicht im Detail. Aber schon länger ist bekannt, dass unser Erbgut dem des Hundes näher ist als dem der Maus, mit der eine Übereinstimmung zu etwa 85 Prozent besteht. Interessanter ist für die Forscher, dass es bei allen bisher entzifferten Säugetier-Genomen weitgehend identische Bereiche gibt. Sie haben sich über 100 Millionen Jahre konserviert und umfassen etwa fünf Prozent unseres Erbguts. Sie gruppieren sich um Gene, die für die Entwicklung des Körpers entscheidend sind. Weil sie für Hund und Mensch, für Ratte und Maus gleichermaßen lebenswichtig sind, haben sie sich über die Artgrenzen hinaus erhalten.

Der Hund stammt vom Wolf ab. Seit 15 000 bis 100 000 Jahren ist er unser Begleiter, seine Zähmung und Züchtung begann vermutlich in Südostasien. Die meisten Hunderassen sind dagegen erst wenige hundert Jahre alt. Sie verdanken sich konsequenter Inzucht.

Die Hunderassen unterscheiden sich in ihrem Genom durch große Erbgutabschnitte, Haplotypen genannt. Sie vererben sich innerhalb einer Rasse. Die Haplotypen enthalten mehrere Millionen Buchstaben und sind etwa 100 Mal größer als beim Menschen. „Diese großen Erbgut-Bausteine machen es leichter, jene Erbanlagen zu finden, die für Unterschiede in Körpergröße, Verhalten und Krankheiten ursächlich sind“, sagt Eric Lander, einer der Forscher. Und weil Hunde nicht nur Haus und Hof, sondern auch viele Krankheiten mit uns teilen, hoffen die Wissenschaftler ebenso auf einen medizinischen Nutzen für uns Menschen.

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