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Gesundheit: Auf der Sonnenseite des Lebens

Die Sonne tut nur dem gut, der mit ihr typgerecht umgehen kann. Kleine Kinder sind gegenüber UV-Strahlung besonders empfindlich

„Nichts Schöneres unter der Sonne, als unter der Sonne zu sein“, dichtete schon die Wahl-Römerin Ingeborg Bachmann. Dass wir die Sonne für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden brauchen, ist unbestreitbar: Noch ist der Winter, in dem jahreszeitlich bedingte Depressionen mit Lichttherapie – speziellen therapeutischen, sehr hellen Lampen – bekämpft werden, nicht vergessen. Auch im Sommer ist es für unser Lebensgefühl wichtig, dass die Sonne genug scheint, und dass wir uns in ihr aufhalten können.

Doch die Sonne war andererseits schon immer ein mächtiger Freund, der nur mit Vorsicht zu genießen ist. Vor den Folgen allzu langer und intensiver Bestrahlung mit UV-Licht müssen wir uns schützen. Das langwellige UV-A dringt tief in die Haut ein und trägt vornehmlich die „Schuld“ an sonnenbedingter Hautalterung. UV-B aktiviert in den oberen Hautschichten die Lichtschwiele, es verdickt die Haut, ist aber auch Hauptverursacher von Sonnenbränden. Die wiederum erhöhen das Risiko, später an verschiedenen Formen von Hautkrebs zu erkranken. Besondere Vorsicht ist deshalb geboten, wenn man den Aufenthalt im Freien zeitlich nicht eingrenzen kann, also zum Beispiel bei Gartenarbeit, Wanderungen oder Fahrradtouren. Dann empfiehlt sich an erster Stelle Stoff an den richtigen Stellen: Kopfbedeckung, eine Sonnenbrille, Hemd oder T-Shirt mit möglichst langen Armen, möglichst lange Hose oder Rock, den Fuß bedeckende Schuhe. Auch wenn man diesen textilen Schutz nur für einige Stunden des Tages – und das unbedingt in der Mittagszeit – anbehält, ist er schon wirkungsvoll.

Die zweite wichtige Maßnahme besteht im Auftragen eines Sonnenschutzmittels. Auf chemischer Basis wird dabei ein Schutzfilm um die Haut gebildet, zugleich schützen winzige Partikelchen, die das Licht reflektieren, auf physikalischem Weg. Der Lichtschutzfaktor bezeichnet die Zahl, mit der Sie Ihren gefahrlosen Aufenthalt in der Sonne multiplizieren dürfen. Nachcremen sichert diesen Schutz, bietet aber nicht die Basis für eine weitere Multiplikation der Aufenthaltsdauer. Der Ausgangswert dafür, wie lang man gefahrlos in der Sonne bleiben kann, ist zunächst von der Intensität der Sonneneinstrahlung abhängig, die nach Region der Erde, Jahres- und Tageszeit variiert. Im Hochsommer ist es auch im Norden keine gute Idee, an einem strahlenden Tag die Mittagszeit in der prallen Sonne zu verbringen. Zweiter wichtiger Faktor ist der Hauttyp, der über das Sonnenbrand-Risiko bestimmt. In dieser Hinsicht ist die Natur eindeutig ungerecht:

Hauttyp 1 hat helle Haut mit Sommersprossen, blonde oder rote Haare und blaue oder grüne Augen. Im Hochsommer bekommen Menschen, die zu diesem Typ gehören, während der Mittagszeit bereits nach fünf bis zehn Minuten einen Sonnenbrand und werden auch nach wiederholter Bestrahlung nicht braun. Für diesen hellhäutigen Typ mit zarter Haut ist der Schutz vor UV-Strahlung besonders wichtig. Experten der „Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention“ raten durchgängig zu einem Lichtschutzfaktor von mindestens 15.

Hauttyp 2 hat ebenfalls eine helle Haut, blonde Haare, blaue oder grüne Augen. Im Hochsommer dauert es während der Mittagszeit zehn bis zwanzig Minuten, bis die Haut sich rötet. Wer zu diesem Typ gehört, wird langsam und nicht tief braun. Zu Beginn der Sonnensaison sollte der Lichtschutzfaktor ebenfalls 15 betragen, später kann etwas reduziert werden.

Hauttyp 3 hat dunkle Haare und braune Augen. Im Hochsommer dauert es während der Mittagszeit zwanzig bis dreißig Minuten, bis die Haut sich rötet. Menschen dieses Typs bräunen grundsätzlich gut. Aber auch sie sollten zu Beginn eine Creme mit Lichtschutzfaktor acht auftragen.

Hauttyp 4 hat von Natur aus eine dunkle Haut, schwarze oder dunkle Haare und braune Augen. Doch auch diese „dunklen Typen“ sind gegen Schäden durch zu viel UV-Strahlung nicht immun. Im Hochsommer bekommen sie während der Mittagszeit nach durchschnittlich vierzig Minuten einen Sonnenbrand. Sie bräunen aber schnell und ohne Probleme. Eine Sonnencreme mit niedrigem Lichtschutzfaktor sollten sie aber trotzdem benutzen.

Babys und kleine Kinder sind im Hinblick auf die Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlung übrigens Typen für sich: Babys sollten der prallen Sonne überhaupt nicht ausgesetzt werden, denn der hauteigene Schutzmechanismus entwickelt sich erst im Lauf der ersten Lebensjahre. Kleinkinder brauchen auf jeden Fall eine gute Kopfbedeckung und Sonnenschutzmittel mit einem hohen Schutzfaktor.

Ganz unabhängig vom Hauttyp haben aber alle Sonnenanbeter im Prinzip dieselben Problemzonen, die von Hautärzten auch poetisch als „Sonnenterrassen“ bezeichnet werden. Dazu gehören Nasenrücken und Ohren, Stirn und Kopfhaut, Lippen, Schultern, Rücken und auch Fußrücken. Es empfiehlt sich daher, diese exponierten Stellen besonders gut mit Sonnencreme und Textilien zu schützen.

Sollte es am Ende eines sonnigen Tages eine dieser „Terrassen“ doch erwischt haben, dann empfiehlt sich als erste Hilfe Kühlung, zum Beispiel ein feuchter Umschlag mit kaltem Wasser. Am nächsten Tag sollte man dann zu dem starken, bisweilen auch unbarmherzigen Freund am Himmel deutlich auf Abstand gehen. Und sich ihm gegenüber auf keinen Fall irgendwelche Blößen geben.

Adelheid Müller-Lissner

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