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Gesundheit: Auf die Barrikaden

FU-Professor Grottian ruft Studenten zum Bildungsstreik

Innerhalb von zehn Jahren wurden an den drei Berliner Universitäten fast 30 000 Studienplätze gestrichen, was fast der Schließung einer Uni entspricht. „Für wen bluten die Berliner Hochschulen?“, fragte jetzt die Attac-Gruppe an der Technischen Universität und machte das zum Thema einer Diskussionsveranstaltung. „Die Bildungspolitik wird mit Mikroskop und Skalpell seziert, während der Senat gleichzeitig eine Bürgschaft von 21,6 Milliarden Euro wie selbstverständlich übernimmt“, beklagt der Hauptredner der Veranstaltung, FU-Politikprofessor Peter Grottian, der die „Initiative Berliner Bankenskandal“ mitbegründet hat. Er machte vor allem Fehler der Landespolitik für die aktuelle, miserable Lage verantwortlich. Fehler, die nicht nur die Bankgesellschaft beträfen. Grottian diagnostiziert ein „Gefühl des freien Falls“ – aller Hemmungen.

„Der Senat hat die Politik abgeschafft“, wettert der Politologe: „Wo bleibt der öffentliche Diskurs?“ Grottian ruft die Studierenden zum Widerstand auf. Die Globalisierungskritiker sollten auch auf lokaler Ebene aktiv werden. „Wir müssen Universitäts- und Stadtprobleme wieder zusammen sehen.“ Studierende und Hochschulpersonal sollten Protestveranstaltungen organisieren und notfalls in einen „Bildungsstreik“ treten. Mit Streiks hat Grottian Erfahrung: Schon zweimal hat der Professor aus Protest die Arbeit niedergelegt.

Im Herbst will er nun ein Bildungsforum organisieren, auf dem konkrete Aktionen und „vernünftige Alternativen zum rot-roten Sparkurs“ geplant werden. Erste Vorschläge: Lohnkürzungen im gehobenen öffentlichen Dienst, höhere Besteuerung Vermögender, ein Schuldenmoratorium sowie die Ablehnung der Bankbürgschaft. Bis zu 20 000 Berliner hofft Grottian dafür zu mobilisieren. Bis dahin muss allerdings noch viel passieren. In den Audimax der TU waren erst 40 Studenten und Uni-Mitarbeiter gekommen, um den bewährten Kämpfer zu hören.

Juliane von Mittelstaedt

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