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Gesundheit: Aufbruch in die Welt der Erwachsenen

Kleines Fest, große Gefühle: Jürgen Mlynek verabschiedet sich als Präsident der Humboldt-Universität

Viele Geschenke bekam Jürgen Mlynek nicht. Der Präsident der Humboldt-Universität verließ das Gebäude am Donnerstag mit einer gelben Rose und zwei kleinen Päckchen. Er hatte zu einer Abschiedsfeier in das Universitätsrestaurant „Cum Laude“ geladen. Gekommen waren Gremienmitglieder, Freunde – und Studierende. Gerade diese werden ihm am meisten fehlen, sagte Mlynek. „Mit meinem neuen Amt begebe ich mich schließlich in die Welt der Erwachsenen.“

Im September wird der Physiker Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. Sein Wechsel zu der Forschungsorganisation kam für viele überraschend, nachdem sich Mlynek erst im Februar nach einem sehr engagierten Wahlkampf zum Präsidenten der Humboldt-Uni wiederwählen ließ. Der Vorwurf des „doppelten Startkapitals“, das er sich für das neue Amt sichern wolle, stand im Raum. Bei der Abschiedsfeier war von diesem Ärger nur noch wenig zu spüren.

„Die Gelegenheit, solch ein Amt zu ergreifen, kommt nur einmal“, sagte Ingeborg Baldauf, Professorin am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften. Sie werde Mlynek vermissen. „Als er kam, war es, als hätte jemand das Fenster geöffnet und frischen Wind dahin gebracht, wo es vorher klamm roch.“ Ihr Kollege von der Sportwissenschaftlichen Fakultät Elk Franke lobte, dass Mlynek an der Humboldt-Uni „eine integere und wenig dünkelhafte Maklerrolle“ gespielt habe.

Die Mehrheit der anwesenden Studierenden hat es ganz anders gesehen – und zeigte sich eher froh darüber, dass Mlynek die HU verlässt. „Wir haben schließlich fünf Jahre lang versucht, ihn loszuwerden“, sagt Gunnar Zerowsky, studentischer Vertreter im Konzil, dem satzunggebenden Gremium der Universität. Was haben die Studenten gegen den scheidenden Präsidenten? Mlynek hat sich bis zum Schluss erbittert gegen die Viertelparität in den Unigremien gewehrt – und damit gegen mehr Mitbestimmung auch für die Studierenden.

Ein Nachfolger für Mlynek ist bekanntlich noch nicht gefunden. Der Vizepräsident für Forschung und Lehre, Hans-Jürgen Prömel, freut sich aber schon darauf, Mlynek ab September zu vertreten – besonders auf die Begrüßung der Erstsemester, wie er versichert.

Wie verabschiedet sich der Präsident einer zukünftigen Eliteuni angemessen? Sparsam, zumindest im armen Berlin. Nach dem zweiten Glas Wein waren die Flaschen leer. In den beiden Brezel-Körben lagen kurz nach Mlyneks Abschiedsrede nur noch Krümel.

Sören Kittel

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