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Gesundheit: Bemannte Flüge zum Mars sind ein sehr fernes Ziel

Skepsis zu Bushs Weltraumplänen: Was soll der Trip?

Noch bevor der Roboter „Spirit“ von der Rampe in den roten Marsstaub hinausrollte, fasste der amerikanische Präsident George W. Bush am Mittwochabend bereits einen bemannten Flug zum Mars ins Auge. Kritiker halten die Rede für reine Wahlkampfrhetorik. Denn Bush habe für eine solche Expedition vorerst so gut wie keine finanziellen Mittel in Aussicht gestellt. Die Nasa und die Raumfahrtbehörden in Europa und Russland begrüßen die Pläne dagegen.

„Das ist eine gute Nachricht“, sagte JeanJacques Dordain, Generaldirektor der europäischen Weltraumorganisation Esa, am Donnerstag in Paris. Die Europäer setzten darauf, gemeinsam mit den USA die Rückkehr auf den Mond vorzubereiten. „Bei allem Wettbewerb ist der Weltraum ein ausgezeichnetes Feld der Zusammenarbeit.“

Dordain zweifelte nicht daran, dass auch die Deutschen später mitmachen würden. Das Forschungsministerium hatte sich allerdings zuletzt am Mittwoch gegen teure Flüge von Raumfahrern zum Mond und zum Mars ausgesprochen. Es setzt bei der Erkundung des Sonnensystems bis auf weiteres auf den Einsatz von Robotern. Auch Sigmar Wittig, Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, sagte dem Tagesspiegel, es wäre „vermessen“, angesichts der finanziellen Lage irgendwelche großartigen Forderungen vorzubringen. „Ein bemannter Flug zum Mars ist ein ganz fernes Ziel.“

Deutschland ist mit 510 Millionen Euro einer der größten Beitragszahler der Esa und engagiert sich in der bemannten Raumfahrt nur bei einem Projekt: dem Aufbau der Internationalen Weltraumstation (ISS). Etwa 250 Millionen Euro pro Jahr gibt Deutschland dafür derzeit aus. Und es ist noch nicht absehbar, wann das europäische Forschungsmodul endlich zur ISS gebracht wird und Wissenschaftler den umstrittenen Außenposten im All so nutzen können wie vorgesehen.

Die Amerikaner ziehen sich seit einigen Jahren mehr und mehr aus dem 100-Milliarden-Projekt zurück. Zu Bushs Plänen gehört nun die Verschrottung der alternden Space-Shuttles bis zum Ende des Jahrzehnts. Die US-Raumfähren haben die Raumstation bislang mit Transport- und Versorgungsflügen versorgt. Bush sagte am Mittwochabend zwar zu, dass die USA ihre internationalen Verpflichtungen erfüllen würden. Wenn aber die Nasa das Geld für die Vorbereitung einer Mondstation weitgehend aus einer Umschichtung des bisherigen Haushalts aufbringen muss, wird es immer schwieriger, die Raumstation noch zu dem gewünschten Forschungslabor auszubauen.

Viele deutsche Forscher bezweifeln auch den Nutzen eines bemannten Mond- oder Marsfluges. „Vom rein wissenschaftlichen Standpunkt aus ist der Ertrag gemessen an den immensen Kosten relativ gering“, sagt Günter Lugmair, Kosmochemiker am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Lugmair setzt wie die meisten seiner Kollegen auf den viel preiswerteren Einsatz von Robotern wie „Spirit“.

Selbst um bemannte Flüge zum Mars vorzubereiten, müsste zuvor eine Raumsonde auf dem roten Planeten landen und anschließeend wieder zur Erde zurückkehren. Wenn dies gelänge, könnte sie auch Bodenproben von dort zur Erde bringen. Diese lassen sich in einem irdischen Labor viel besser untersuchen als von Astronauten vor Ort.

Welche wissenschaftlichen Ziele Bush mit einem Marsflug oder einer Mondstation verfolgt, ließ er in seiner Rede ebenso offen wie die Frage der Finanzierung. Er sprach vom Überschreiten neuer Grenzen, hofft darauf, mit seiner Vision junge Leute für die Wissenschaft zu begeistern, und erwartet zudem einen technologischen Schub, etwa bei der Entwicklung neuer Antriebstechniken, in Mikroelektronik oder Robotik. tdp/dpa

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