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Gesundheit: Berlin in Plänen

70000 Architekturzeichnungen werden an der TU digitalisiert

Es ist eine akademische Frage, was Baukunst mehr definiert: die aufs Papier geworfene Idee oder der realisierte Bau. Seriöse Architekturgeschichte ist ohne Kenntnis des Entwurfs jedenfalls undenkbar. Die Technische Universität Berlin besitzt mit der Plansammlung ihrer Universitätsbibliothek eine überregional bedeutende Sammlung architektonischer Zeichnungen und Fotografien. Sammlungsschwerpunkte sind: Berlin-Brandenburg und das Werk ehemaliger Hochschullehrer. Besonders gut dokumentiert ist die Baukunst des späten 19. Jahrhunderts, und das weit über Berlin hinaus.

Schon an der von Schinkel geleiteten Bauakademie, einem der Vorläuferinstitute der TU, wurden Architekturzeichnungen archiviert. Die Plansammlung der Königlichen Technischen Hochschule Charlottenburg gründete 1886 der als Architekt des Berliner Domes bekannte Julius Raschdorff. Ab 1932 wurde sie in das Architekturmuseum im Hamburger Bahnhof integriert. 1946 wanderten rund 20000 Blatt, die den Krieg in Berlin überstanden hatten, zurück in die Planschränke der Universität, ohne in der Lehre noch eine Rolle zu spielen.

Damit ist jetzt Schluss. Auf rund 80000 Katalognummern ist der Bestand inzwischen angewachsen und erstmals seit 1932 kann er wieder in Wechselausstellungen präsentiert werden. Im von Hans Scharoun entworfenen Flachbau des Architekturgebäudes am Ernst-Reuter-Platz bezieht die Plansammlung neue Räume, unpraktische Außenmagazine werden so überflüssig. Ab Montag zeigt Plansammlungsleiter Hans-Dieter Nägelke unter dem Titel „Neues Altes“ rund 50 Neuerwerbungen der letzten Jahrzehnte. Ältestes Blatt ist eine Ansicht des Schlosses Gatschina bei St. Petersburg aus den 1770er Jahren. Die derzeit massiv abrissbedrohte Nachkriegsarchitektur dokumentieren Zeichnungen von Paul Schwebes.

Vor vier Wochen ließ die DFG wissen, dass sie die Digitalisierung von 70000 Zeichnungen und Fotografien in den kommenden zwei Jahren mit 630000 Euro finanzieren wird. Die dadurch möglichen Reproduktionen in Faksimilequalität sind auch ein Beitrag zur Konservierung brüchiger Originale: So mancher Forscher wird sie künftig gar nicht mehr in die Hand nehmen müssen. Einen kleinen Vorgeschmack bietet der neue Online-Katalog der Plansammlung mit 50000 Einträgen – 8000 davon schon jetzt mit Bild.

TU-Plansammlung, Straße des 17. Juni 152. Ausstellung bis 22. 12. Mo-Do 14-18 Uhr. Online-Katalog der Zeichnungen im Internet unter: www.ub.tu-berlin.de/plansammlung

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