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Gesundheit: Berliner Frauenförderung: Frauen in die Herrenclubs

Frischer Wind für die Berliner Frauenförderung: Erstmals bekommen jetzt Nachwuchswissenschaftlerinnen Stipendien im Rahmen eines neuen Landesprogramms. Von 82 Anträgen wurden 60 bewilligt.

Frischer Wind für die Berliner Frauenförderung: Erstmals bekommen jetzt Nachwuchswissenschaftlerinnen Stipendien im Rahmen eines neuen Landesprogramms. Von 82 Anträgen wurden 60 bewilligt. Unter den geförderten Frauen sind 18 Technik- oder Naturwissenschaftlerinnen und 42 Genderforscherinnen; letztere hatten zwei Drittel der Anträge im "Berliner Programm zur Förderung der Chancengleichheit für Frauen in Forschung Lehre" gestellt.

Der Präsident der Humboldt-Universität Jürgen Mlynek, der zugleich Vertreter der Uni-Rektoren in der Auswahlkommission des Programms ist, sagte dazu am Donnerstag: "Ich beobachte mit Sorge, dass sich der Frauenanteil nach der Wende an der Humboldt-Universität eher nach unten entwickelt hat." Bei den wenigen Neuberufungen an seine Uni habe es kaum eine Frau auf einen ersten Platz einer Berufungsliste geschafft. Da dem alten Problem der Unterrepräsentation von Frauen in wissenschaftlichen Karrieren mit den bisherigen Mitteln offenbar nicht wirklich beizukommen sei, müsse dringend über neue Initiativen nachgedacht werden.

Mlynek will, dass junge Leistungsträgerinnen in Zukunft jenseits vom üblichen Stellenbesetzungsverfahren direkt angesprochen werden und für einzelne exzellente Frauen auch Stellen jenseits der üblichen Haushaltpläne geschaffen werden. Bundesweit liegt der Frauenanteil unter den Professoren um zehn Prozent, der Anteil der Promovierten bei 33 Prozent. In Berlin sind es fast 39 Prozent Promovierte, was die Sprecherinnen am Donnerstag auf die intensiven Anstrengungen des Landes zurückführten.

Das neue Programm soll dem Abwind entgegenwirken: Einerseits fördert es Nachwuchswissenschaftlerinnen, die in den letzten Zügen ihrer Habilitation oder Promotion liegen oder Promovierte, die einen Projektantrag stellen wollen; Technikwissenschaftlerinnen werden sogar während der ganzen Promotionsphase gefördert. Andererseits, und das ist ein Novum in der Frauenförderung, fließt Geld direkt in Strukturmaßnahmen an den Hochschulen: Frauen werden seit Februar mit Gastprofessuren und Stellen von der Tutorin bis zur Assistentin in der Institution verankert.

Zudem fördert das Programm etwa ein Mentorinnenprogramm für Künstlerinnen oder ein Promotionskolleg an der Alice-Salomon-Fachhochschule. Die Frauenbeauftragte der Technischen Universität Berlin, Heidi Degethoff de Campos, hat die Erfahrung gemacht, dass gerade die Dozentinnen in technischen und naturwissenschaftlichen Fächern die jüngeren Frauen motivieren: "Das ist ein ungeheurer Anreiz für Frauen."

Das Berliner Programm gehört zum Hochschulprogramm von Bund und Ländern. Drei Millionen Mark pro Jahr zahlt der Bund, zwei Millionen Mark Berlin, eine Million Mark kommt von den Hochschulen - für Berlin und die Universitäten ist dies in Zeiten schwerster Spareinschnitte ein helles Signal, wie Helga Voth von der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales und Frauen hervorhob.

Für den Abschluss der Promotion werden die Teilnehmerinnen ein Jahr lang mit 1500 Mark gefördert, Technikwissenschaftlerinnen können zwei Jahre unterstützt werden. Für den Abschluss der Habiliation gibt es 3200 Mark, hinzu können Kinder- und Sachmittelzulagen kommen. Der nächste Bewerbungsschluss ist der 1. November, die Förderung beginnt am 1. März.

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