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Gesundheit: Bildung: Am liebsten umsonst

Die harsche Ablehnung der Finanzminister von mehr Bildungsinvestitionen in der Zukunft haben für einen Aufschrei gesorgt. Einhellige Empörung kommt von Lehrerverbänden wie Hochschulorganisationen.

Die harsche Ablehnung der Finanzminister von mehr Bildungsinvestitionen in der Zukunft haben für einen Aufschrei gesorgt. Einhellige Empörung kommt von Lehrerverbänden wie Hochschulorganisationen. Auch einige Kultusminister haben das Votum ihrer Finanzkollegen als "brüske Ohrfeige" empfunden. Nun berät die Kultusministerkonferenz bei ihren turnusmäßigen Plenarberatungen am Donnerstag und Freitag in Stuttgart über den künftigen Arbeitskräfte- und Qualifizierungsbedarf.

Kein zusätzliches Geld

Die Finanzministerkonferenz der Länder hatte im September einstimmig beschlossen, dass sie für Ausbau und Reform von Schulen und Hochschulen kein zusätzliches Geld ausgeben will. Dies wurde erst jetzt bekannt. Stattdessen will die Finanzseite sogar mit dem Rückgang der Schülerzahlen ab dem Jahr 2005 bei der Bildungs einmal erheblich sparen. Einen "Mehrbedarf" an gut qualifizierten Akademikern auf dem Arbeitsmarkt sehen die Finanzminister jedenfalls nicht.

Damit widersprechen sie Prognosen der OECD und der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung (BLK). Die OECD kritisiert, dass Deutschland im Vergleich mit anderen Industrienationen zu wenig Studenten ausbildet. Einen Mangel gibt es insbesondere an Naturwissenschaftlern, Ingenieuren, Berufsschullehrern und Computerfachkräften, wie auch die Green-Card-Debatte gezeigt hatte. So schließen in der Bundesrepublik nur 16 Prozent eines Altersjahrganges ein Studium ab, im Durchschnitt der OECD-Länder sind dies aber inzwischen 25 Prozent. In Japan, den Niederlanden, den USA, Neuseeland, Finnland oder Großbritannien sind es sogar 33 Prozent.

Macht nichts, meinen die Finanzminister. Neben dem Studium würden hier zu Lande genügend junge Leute durch eine betriebliche Lehre für den Beruf qualifiziert, halten sie dagegen. "In weiten Teilen eine gleichwertige Bildungsalternative", heißt es in dem Beschluss. Die Zahl der Hochschulabsolventen sei "keine akzeptable internationale Vergleichszahl für den Bildungserfolg".

Kleinere Schulklassen, weil Kinder heutzutage große Familien und Gruppen nicht mehr gewohnt sind? Mehr Abiturienten, weil auch die Anforderungen am Arbeitsmarkt steigen? Brauchen wir alles nicht, wenn man den Finanzministern folgt.

Unmittelbarer Auslöser des Finanzminister-Beschlusses ist eine Prognose der BLK, in der ein absehbarer dramatischer Fachkräftemangel der deutschen Wirtschaft thematisiert wird. In der Studie wird allerdings auch festgehalten, dass die deutschen Bildungsausgaben mit der Entwicklung des wirtschaftlichen Wohlstands nicht Schritt gehalten haben. Für eine neue Bildungsexpansion nach dem Vorbild anderer Industrieländer fehlt es an Geld. Die Studierneigung bei den Abiturienten hat darüber hinaus hier zu Lande 1999 mit nur 65 Prozent einen Tiefstand erreicht. In Deutschland werden überdies deutlich weniger junge Leute zum Abitur geführt als in den meisten Nachbarstaaten, die Abiturientenquoten von bis zu 60 Prozent vorweisen können. In der Bundesrepublik stagniert die Übertrittsquote zum Gymnasium seit Jahren bei knapp 30 Prozent und das ist manchem Konservativen schon zu viel. Will man aber die fehlenden Akademiker aus Sparerwägungen künftig aus dem Ausland holen?

Streit um Prioritäten nötig

Nun müssen sich die Kultusminister mit dem Votum ihrer Kabinettskollegen auseinandersetzen. Politische Prioritäten sind gefragt, zugunsten der Bildung müssten sie allerdings noch durchgesetzt werden. Die Finanzminister jedenfalls haben sich zur Priorität einer geringeren Staatsquote und der Senkung der Staatsverschuldung bekannt.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) rief die Kultusminister unterdessen zum "geschlossenen Widerstand" gegen die Sparpläne auf. Die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange forderte, den Lehrerberuf wieder attraktiver zumachen - unter anderem durch deutlich höhere Bezüge für Referendare.

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