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Gesundheit: "Biotechnology 2000": Besseres Bier durch Gentransfer?

Die Nanga-Nuss darf bis auf weiteres in der EU nicht verkauft werden. Die pazifische Baumfrucht ist "Novel Food" im Sinne einer einschlägigen Verordnung.

Die Nanga-Nuss darf bis auf weiteres in der EU nicht verkauft werden. Die pazifische Baumfrucht ist "Novel Food" im Sinne einer einschlägigen Verordnung. Sie kann keine wissenschaftliche Beurteilung vorweisen.

"Produkte mit Ablassbrief-Funktion", etwa mit Vitaminen angereichertes Fast-Food oder Lebensmittel mit verändertem Fettsäuremuster, die das Bedürfnis des Verbrauchers nach "gesunder" Ernährung stillen, haben mit der Zulassung weit weniger Probleme. Das betonte die Ernährungswissenschaftlerin Hannelore Daniel von der TU München auf dem 11. Weltkongress für Biotechnologie in Berlin. Dabei ist die Forschung hier mehr gefordert: "Wir haben uns bisher fast ausschließlich mit dem Mangel beschäftigt und wissen nicht, wo die Grenzen des Zumutbaren liegen." Für viele Europäer liegen diese Grenzen in der "Grünen Gentechnik", der gentechnischen Veränderung von Pflanzen. Seit Jahrhunderten werden mit der klassischen Methode der Kreuzungszüchtung in der Landwirtschaft Erbinformationen mehrerer Organismen kombiniert. Durch gentechnische Methoden können einzelne Merkmale jedoch gezielter und deutlich schneller übertragen werden.

"Zusätzlich zu den 25 000 bis 50 000 Genen werden dafür einige wenige Gene appliziert", erklärte Lothar Willmitzer vom Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Golm. Weltweit werden inzwischen auf 40 Millionen Hektar Land gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut, vor allem Mais, Soja und Raps in den USA, Kanada oder Südamerika. Der große ökologische und ökonomische Gewinn liegt im sparsameren Verbrauch von Ressourcen, nicht zuletzt von Dünger und Pestiziden.

Doch die transgenen Pflanzen weisen auch neue Qualitäten auf: Willmitzer nannte als alltagstaugliches Beispiel Pflanzen mit veränderter Stärke, die direkt als Tapetenkleister Verwendung finden können. Mehr auf den Genuss des Verbrauchers richtete sich das Beispiel, das Ulf Stahl vom Institut für Mikrobiologie und Genetik der TU Berlin anführte: Durch eine Veränderung des Stoffwechsels von Brauhefe kann ein Bier mit weniger Alkohol produziert werden, und das bei gleicher Geschmacksqualität, die für viele Konsumenten das heutige "Alkoholfreie" nicht aufweist.

Medizinisch bedeutsamer sind Versuche, Getreidearten wie Mais und Reis durch Zusatz spezieller Hefeproteine backfähig zu machen. Wenn so das alternative Rezept für "echtes" Brot gefunden werden könnte, wäre das ein Segen für Menschen, die an Zöliakie leiden. Die Stoffwechselstörung führt zu Unverträglichkeitsreaktionen nach Genuss von Weizen, Roggen oder Gerste.

aml

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