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Gesundheit: Bronze für die Bundesrepublik

Nur USA und Schweiz geben pro Kopf mehr für die Gesundheit aus

Deutschland ist Dritter: Jedenfalls, was den Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt betrifft. Mit 10,7 Prozent wird es nur von den USA (13,9 Prozent) und der Schweiz (10,9 Prozent) übertroffen. Zudem gehört die Bundesrepublik zu den vier Ländern mit den höchsten Gesundheitsausgaben pro Kopf. Das ist ein Ergebnis der OECD-Untersuchung zu Gesundheitsindikatoren in den 30 Mitgliedsländern, die jetzt der Presse vorgestellt wurde.

Angesichts der aktuellen Debatte um die Gesundheitsreform ist das Verhältnis zwischen öffentlicher und privater Finanzierung interessant: In Deutschland ist laut OECD-Bericht der öffentliche Anteil über einen längeren Zeitraum relativ stabil geblieben, Direktzahlungen von Patienten haben von 9,8 Prozent im Jahr 1992 auf 10,6 Prozent im Jahr 2001 leicht zugenommen.

In allen OECD-Ländern sind die Gesundheitsausgaben deutlich stärker gewachsen als die Gesamtwirtschaft. „Der Wachstums- und Kostendruck hält an“, sagte Manfred Huber von der OECD-Abteilung für Gesundheitspolitik in Paris. Ein Grund liegt in einem wahren Schub teurer Technologien für die bildgebende Diagnostik wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanz-Tomographie (MRT). Auch Operationen haben deutlich zugenommen, neben Herz- und Augenoperationen auch der Hüftgelenksersatz.

Die Kosten für Arzneimittel haben sich zwischen 1991 und 2001 in Schweden und Australien verdoppelt, in Kanada, Finnland, den USA und Irland sind sie um 70 Prozent gestiegen. In Deutschland trugen dagegen in diesem Zeitraum zunächst die Kostendämpfungsmaßnahmen der Ära Seehofer Früchte: Die Ausgaben für Medikamente erhöhten sich seit 1991 „nur“ um 17 Prozent. Trotzdem liegt Deutschland bei den Ausgaben für Arzneimittel an fünfter Stelle. Mehr geben außer den USA und Kanada nur unsere Nachbarn Frankreich und Italien aus.

Deutliche Veränderungen weist die Studie bei den Krankenhausbetten nach. Gab es 1980 im Schnitt noch 5,7 Betten für die akute Versorgung von 1000 Einwohnern, so waren es im Jahr 2000 nur vier. Deutschland liegt hinter Luxemburg und Tschechien an dritter Stelle. Im Durchschnitt sank die Aufenthaltsdauer in der Klinik bei akuten Krankheiten von 9,6 Tagen im Jahr 1985 auf 6,9 Tage im Jahr 2000.

Der OECD-Bericht beschäftigt sich auch mit wichtigen Gesundheitsrisiken. Der Tabakkonsum, so eine der ermutigenden Botschaften, ist in den letzten zwei Jahrzehnten zurückgegangen. Dafür wird Fettsucht zu einem immer gewichtigeren Problem: In den frühen Neunzigern waren 20 Prozent der US-Bürger übergewichtig, zehn Jahre später schon 31 Prozent. Noch steigt überall die Lebenserwartung, doch werden Folgeprobleme wie Diabetes zunehmen. „Gesundheit ist eine Art Langzeitgedächtnis unserer Gesellschaften“, gibt Huber zu bedenken.

Trotz exzellenter medizinischer Ausstattung und hoher Lebenserwartung fühlen sich nur etwa 40 Prozent der Japaner über 15 Jahre gesund, während dies etwa 65 Prozent der Deutschen und fast 90 Prozent der US-Amerikaner von sich behaupteten. Am schlechtesten fühlten sich der Befragung zufolge die Portugiesen.

Die Daten zeigen, dass der Tod bei jungen Menschen deutlich abgenommen hat. In den USA blieb die vorzeitige Sterblichkeit aber viel höher als im Länder-Durchschnitt: Hauptursache ist die vierfach höhere Mordrate.

Adelheid Müller-Lissner

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