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Gesundheit: Buchzerfall: Die Bände verfärben sich und zerbröseln

Bomben und Wasserschäden aus dem Zweiten Weltkrieg, Säurefraß in dem Papier und die langjährige Benutzung der Bücher in den öffentlichen Bibliotheken haben viele Druckwerke so geschädigt, dass sie für immer verloren zu gehen drohen. Nach einem Überblick, der gestern von der Bayerischen Staatsbibliothek veröffentlicht wurde, stehen in den deutschen Bibliotheken rund 60 Millionen Bücher, die vom endgültigen Aus bedroht sind.

Bomben und Wasserschäden aus dem Zweiten Weltkrieg, Säurefraß in dem Papier und die langjährige Benutzung der Bücher in den öffentlichen Bibliotheken haben viele Druckwerke so geschädigt, dass sie für immer verloren zu gehen drohen. Nach einem Überblick, der gestern von der Bayerischen Staatsbibliothek veröffentlicht wurde, stehen in den deutschen Bibliotheken rund 60 Millionen Bücher, die vom endgültigen Aus bedroht sind. Säuren sind die Hauptursache für den Buchzerfall - sie gelangten seit Beginn der industriellen Papierherstellung Mitte des 19. Jahrhunderts in das Papier und zersetzen die Bücher von innen heraus.

Den alten Handschriften, in denen noch die Eisen-Gallus-Tinten verwendet wurden, droht ein Papierzerfall ganz anderer Art. Die Seiten zerbröseln, nachdem sich vorher Noten oder Schriftzüge von Tiefbraun bis Schwarz verfärbt haben. Und Landkarten sind vom Kupferfraß bedroht. Um die Werke zu retten, wären bundesweit rund 2,2 Milliarden Mark an Staatshilfen nötig. Tatsächlich sahen die entsprechenden Etats in den Bundesländer zuletzt nur insgesamt 20 Millionen Mark vor.

Allein die Bayerische Staatsbibliothek schätzt den Aufwand zur Restaurierung ihrer 3,5 Millionen Problemfälle auf 130 Millionen Mark. Für die Sanierung stand ihr im vergangenen Jahr aber nur eine knappe Million zur Verfügung. Die Sanierung würde bei weiter so begrenzten Investitionen 130 Jahre dauern. Die Bayerische Staatsbibliothek gehört mit der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin zu jenem Kreis bedeutender Bibliotheken, die das kulturelle Erbe Deutschlands aufbewahren und daher als Teile einer Nationalbibliothek gelten.

In der Staatsbibliothek in Berlin sieht die Situation nicht minder dramatisch aus: Dort müssen 3,5 Millionen Bände entsäuert werden, weitere 1,26 Millionen Bände benötigen einen neuen Einband. Die Kosten für diese Arbeiten werden auf 250 Millionen Mark geschätzt, aber in ihrem Haushalt hat die Stabi nur 1,5 Millionen Mark zur Bestandserhaltung im Jahr.

Jetzt suchen die in München versammelten Vertreter deutscher Bibliotheken nach einem Ausweg. Durch Absprachen wollen sie sichern, dass jedes Druckwerk in Deutschland wenigstens in einem Exemplar erhalten bleibt. Dabei sind drei Wege denkbar: Entweder gelingt die Entsäuerung und damit die Erhaltung des originalen Buches oder bei zu schwerer Schädigung wird eine Buchkopie auf säurefreiem Papier hergestellt. Letzter Ausweg ist die Verfilmung. Jedes Druckwerk soll nur einmal verfilmt werden - das jedoch mustergültig. Eine langfristige Reproduzierbarkeit muss gewährleistet sein. Dafür sind verbindliche Richtlinien notwendig. Vor allem dürfen die Sicherheitsfilme selbst nicht dem Verfall unterliegen. Außerdem müssen sich die Bibliotheken absprechen, welche Einrichtung sich vorrangig welcher Bestände annimmt.

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