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Gesundheit: Bücher sind zum Küssen da

Jüdische Kinderliteratur in der Staatsbibliothek

Lesen und Lernen waren schon in biblischer Zeit wesentlicher Bestandteil jüdischen Lebens. Dabei stehen bis heute Thora und Talmud im Vordergrund. Und so waren auch die Kinderbücher von der Unterweisung in der Religion geprägt, wie die „Haggadah shel Pessach” von 1667, eines der wertvollsten Stücke, das in einer Ausstellung in der Staatsbibliothek Unter den Linden zu sehen ist. Zwei andere Kostbarkeiten sind das „Neue ABCBuch” von 1702 und David Friedländers berühmtes „Lesebuch für Jüdische Kinder”, das 1779 in Berlin erschienen ist.

In zwei Hauptgruppen lässt sich die jüdische Kinderliteratur einteilen: Da sind zum einen die genuin jüdischen Bücher, mit denen die Geschichte und die Tradition des Judentums wachgehalten werden sollte, sagt die Erziehungswissenschaftlerin Helge-Ulrike Hyams, aus deren privater Sammlung die meisten Exponate stammen. Die „Judaica“ unter den Kinderbüchern erfüllten den doppelten Zweck der Belehrung und der Unterhaltung. Daneben gab es eine große Gruppe von Büchern, die von der christlichen Welt inspiriert waren, in der die Juden lebten. Dazu gehört beispielsweise das „Sittenbüchleins für Kinder“ von Joachim Heinrich von Campe (1746-1818) in einer hebräische Übersetzung von 1846.

„Ein Buch galt bei den Juden als ein lebendiges Wesen, das Herz und Seele hatte”, sagt Helge-Ulrike Hyams. So ein Wesen kann man auch kränken, etwa indem man unachtsam damit umgeht. Ein heruntergefallenes Buch wurde geküsst und um Verzeihung gebeten wurde. Alte, zerlesene Bücher warf man nicht auf den Müll, sondern „beerdigte“ sie in einem besonderen Raum in der Synagoge. Etwa 250 dieser Bücher – Fibeln, Kinderkalender, religiöse Schriften und Erzählungen vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zum Jahr 1938 – sind bis zum 11. Januar 2003 im Vestibül der Staatsbibliothek zu sehen. Zum Blättern gibt es Kopien. ast

Staatsbibliothek Unter den Linden 8 (Mitte). Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-21 Uhr, Samstag 9-17 Uhr. Zwischen den Feiertagen ist am 27., 28. und 30. 12. 2002 von 9-17 Uhr geöffnet. Führungen sind auf Anfrage möglich unter der 266 14042.

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