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Gesundheit: Campus-Wettbewerb Rhetorik: Eine sommerliche Grillparty reicht nicht

Politiker reden sehr gerne davon: Keine Sonntagsrede ohne das Wort "Jugend", keine Passage ohne Zukunft, und kein Abtreten vom Pult ohne den Verweis, dass die Jugend eine Perspektive braucht. Es ist tatsächlich eine Binse: Die Jugend ist die Zukunft.

Politiker reden sehr gerne davon: Keine Sonntagsrede ohne das Wort "Jugend", keine Passage ohne Zukunft, und kein Abtreten vom Pult ohne den Verweis, dass die Jugend eine Perspektive braucht. Es ist tatsächlich eine Binse: Die Jugend ist die Zukunft. Doch vorerst muss die Zukunft draußen bleiben. Politische Rhetorik und das Recht Jugendlicher an demokratischer Mitbestimmung stehen in einem eklatanten Missverhältnis zueinander. Die jungen Leute bleiben gern gesehene Zaungäste, wenn Politik handelt - und das bevorzugt in ihrem Namen.

Zum Thema Online Spezial: Der Tagesspiegel-Rhetorikwettbewerb Ob Rentenreform, Ökosteuer oder Konsolidierung der Staatsfinanzen: Die Jugend ist als Argument immer hilfreich, um die Gesetzentwürfe über die parlamentarischen Hürden zu bringen. Sie darf aber nicht darüber abstimmen, für wie gelungen sie diese Bemühungen hält. Sie bildet die Kulisse für ein Stück, in dem sie selbst nicht mitspielen darf. Und an manchen erlesenen Tagen, da werden einige Wenige von ihnen zum Bundestagspräsidenten vorgelassen oder der Bundespräsident macht seine sommerliche Grillparty. Sie kriegen zu hören, wie Demokratie funktioniert und wie sehr diese auf die Mitwirkung aller angewiesen ist. Wie aber, frag ich mich, soll das Plädoyer für Engagement verfangen, wenn Politik und Gesellschaft ihnen zu verstehen geben, dass sie auf ihre Stimmen keinen Wert legen? Für mich ist das so, als würde man einen Landschaftsgärtner damit beauftragen, den Park zu pflegen, und ihm gleichzeitig verbieten, den Rasen zu betreten.

Aber kommen wir zur Frage der Unmündigkeit. Kraft Alter ist man entweder mündig, oder unmündig. Nun kann das ja niemand bestreiten: Unmündigkeit ist tatsächlich ein weit verbreitetes Phänomen - aber bitte, doch über alle Altersklassen hinweg! Wer das Altern mit dem Zugewinn an Weisheit gleichsetzt, der muss sich doch nur eine x-beliebige Ausgabe der Tagesschau anschauen, um sich bitter widerlegt zu sehen.

Impfschutz gegen Gewalt

Warum ist das eigentlich so: Warum darf man erst mit 18 wählen? Ist es der Unwille, sich der Probleme der Jugend anzunehmen? Ist es Unvermögen, Politik jenen verständlich zu machen, die es an allererster Stelle betrifft? Oder ist es am Ende die Furcht davor, dass den Lehrstellensuchenden dieser Republik einfallen könnte, Politik an ihren Taten zu messen statt an ihren Worten?

Ich jedenfalls bin überzeugt davon: Wer sich als Politiker erkennbar für die Belange der Jugend einsetzt, wird den Wahltag kaum als Gang zum Schafott empfinden. Und umgekehrt: Wer sich einer solchen Abstimmung nicht stellen will, kann sich nicht hinter einem Generalverdacht der Unmündigkeit Minderjähriger verstecken.

Es kann auch kaum Sorge um die Demokratie sein, welche die Gegner einer Herabsetzung des Wahlalters antreibt. Im Gegenteil: Die Demokratie würde mit dem Einbeziehen der jungen Leute wichtige Impulse erfahren. Will Politik dann Erfolg haben, muss sie ganz dicht dran sein an den Nöten und Sorgen der Jüngsten im Lande. Und das zum Wohle der gesamten Gesellschaft: Eine Jugend mit Perspektive ist der beste Impfschutz gegen politischen Extremismus, gegen Gewalt, Dummheit und Intoleranz. Die Senkung des Wahlalters wäre ein wunderbares Signal der Politik an die Jugend: "Ihr seid uns nicht egal! Wir nehmen uns eurer an!" Denn die Frage ist doch: Fühlt sich die Jugend in dieser Gesellschaft als vollwertiges Mitglied ernst genommen und gut aufgehoben oder folgt sie lieber den Lockrufen einschlägiger Rädelsführer?

Es ist nun mal so: Das beste Argument für die politischen Parteien ist und bleibt der Stimmzettel. Drohender Machtverlust ist die Sprache, welche die Politik versteht; ihm zu entgehen vornehmste Aufgabe der Mandatsträger. Man kann es bedauern oder nicht - Fakt ist: Eine Stimme alleine reicht nicht aus, um sich Gehör zu verschaffen. Was man braucht, ist eine Wahlstimme.

Die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre ist kein demokratisches Gnadenbrot, sondern das Gebot der Stunde für ein generationenübergreifendes Miteinander. Und das, meine Damen und Herren, wäre ein Gewinn für alle!

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