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Gesundheit: Charité verteidigt die Autoren - eine Fälschung liegt nicht vor, sagt der Klinikvorstand

Die umstrittene Berliner Knoblauch-Studie ist nach Ansicht der Charité ganz zu Unrecht ins Gerede gekommen. Wie der Klinikumsvorstand mitteilte, wurden die Autoren der Studie "befragt und die Originaldaten eingesehen".

Die umstrittene Berliner Knoblauch-Studie ist nach Ansicht der Charité ganz zu Unrecht ins Gerede gekommen. Wie der Klinikumsvorstand mitteilte, wurden die Autoren der Studie "befragt und die Originaldaten eingesehen". Als Ergebnis der Diskussion stehe fest: "Die Unterstellung vorsätzlicher Datenmanipulationen, das heißt Fälschungen, wird zurückgewiesen. Ein derartiger Vorwurf hat sich nicht erhärten lassen und als abwegig herausgestellt."

Das Universitätsklinikum reagiert damit auf kritische Artikel, wie sie unter anderem in der "Süddeutschen Zeitung" und im internationalen Fachblatt "Nature" erschienen waren. Die umstrittene Knoblauch-Studie erschien in der Mai-Ausgabe des Fachblattes "Atherosclerosis" und kam zu dem Schluss, dass Knoblauchpillen die Zunahme von Gefäßverkalkungen um sechs bis 18 Prozent verringern oder sogar zu einer Rückbildung der Verkalkungen führen kann. Einer der federführenden Wissenschaftler war Holger Kiesewetter vom Institut für Transfusionsmedizin der Charité.

Kritisiert wurde unter anderem die auffällige Übereinstimmung zweier Ultraschalluntersuchungen der Halsschlagader, die in längerem Abstand voneinander entstanden sein sollten und den Rückgang der Gefäßverkalkung dokumentieren sollten. Ein weiterer Kritikpunkt waren die vielen Therapieabbrecher: in der Knoblauch-Gruppe sprangen 79 von 140 Patienten vorzeitig ab, hinzu kamen aus Sicht mancher Beobachter methodische und statistische Mängel.

Fragwürdig erschien auch das Verfahren, dass zur Veröffentlichung führte: Der Verleger von "Atherosclerosis" verkaufte gegen ein Honorar von etwa 20 000 Mark das Recht der Auswahl der Artikel für das Mai-Heft an die Deutsche Gesellschaft für Arterioskleroseforschung. Der Physiologe Günter Siegel von der Freien Universität Berlin war Präsident der Gesellschaft und übernahm die Auswahl der Arbeiten für das Heft. Siegel aber war zugleich einer der Hauptautoren der Knoblauch-Studie. Offen ist, ob die Knoblauch-Studie, wie bei "Atherosclerosis" üblich, vor der Veröffentlichung von unabhängigen Gutachtern geprüft wurde.

Das Klinikum war zuvor in die Affäre um die Krebsforscher Herrmann und Brach verwickelt, die Charité-Hochschullehrer waren und Dutzende von Studien manipuliert hatten. Allerdings hat das Universitätsklinikum Benjamin Franklin der Freien Universität, das ebenfalls die Vorwürfe gegen die Studie prüft, dem Vernehmen nach die Aktendeckel noch nicht geschlossen.

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