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Gesundheit: Chips satt

Die TU Berlin streitet um eine neue Plastikkarte für die Studenten

Chip für Chip kommt man sich näher: Die Technische Universität Berlin (TU) hat damit begonnen, elektronische Studentenausweise auszugeben. Mit Hilfe von zwei Chipkarten sollen für die Studenten aufreibende Verwaltungsgänge zum Prüfungsamt oder zur Einschreibung entfallen. Auch der Zugang zu den Bibliotheken, Mensen und bestimmten Laboren soll über die Plastikkarten funktionieren. Aber im Moment verursacht der Chip vor allem Aufwand und finanzielle Risiken.

Eine Chipkarte kostet fünf Euro, hinzu kommen die Kosten für die Terminals, an denen man sich in die Verwaltung einloggen kann. Unklar ist jedoch, wie groß der Anteil der Uni an den Kosten für die 30 000 Exemplare ist, die jetzt an Studierende und Mitarbeiter verteilt werden. Ein Teil des Geldes soll aus Haushaltsmitteln der TU kommen, ein weiterer aus Drittmitteln der Industrie und der Berliner Wirtschaftsförderung, wie Stephanie Terp von der Pressestelle der TU sagt. Konkrete Angaben macht die Uni aber nicht.

Der neue Ausweis trägt eine elektronische Signatur und ein Foto seines Inhabers. Derzeit müssen die Studenten zum Fotoautomaten im Hauptgebäude gehen, um sich dort ablichten zu lassen. Per Datenleitung wird das Foto anschließend auf die Karte übertragen. Schon bilden sich vor dem Automaten erste Schlangen, auch bei der Abholung der Karte wird es eng. Unnötiger Aufwand, wie Mathias Hofmann, stellvertretender Vorsitzender des Asta der TU, meint: Seit einigen Semestern habe jeder Student ohnehin eine Plastikkarte, auf der ein Barcode verzeichnet ist. Stimmt: Die Karte gilt als Studentenausweis, für das Semesterticket und kann zur Ausleihe in den Bibliotheken genutzt werden. Eine neue teure Chipkarte sei daher sinnlos, sagt Hofmann. Die Plastikkarte, die gleichzeitig mit dem Semesterticket der BVG als fälschungssicherer Ausweis eingeführt wurde, kostet nur fünfzig Cent pro Stück.

Die Studentenvertreter sind nicht grundsätzlich gegen elektronische Ausweise mit Chips. Doch sie bezweifeln, ob eine solche Karte tatsächlich alle Verwaltungsgänge ersparen kann. „Zu Prüfungen muss sich der Student nach wie vor selbst anmelden“, sagt Mathias Hofmann. „Vor Gericht hätte die elektronische Signatur kaum Bestand.“

Die Rückmeldung zum Semesterbeginn ist schon heute voll automatisiert. Wer seine Semesterbeiträge überweist, erhält seine Unterlagen per Post. Mit der neuen Chipkarte müssten sich die Studenten an speziellen Terminals rückmelden. Davon stehen bisher nur einige bereit. „Wer die weiteren Anschaffungen zahlen soll, ist noch unklar“, meint Mathias Hofmann. Auch in der Mensa wird längst nicht mehr mit Geld gehandelt. Das Studentenwerk bietet in ganz Berlin eine eigene Giro-Vend-Karte an, die man am Automaten aufladen kann, um damit das Mittagessen oder den Pausensnack zu bezahlen.

Für die Mitarbeiter hingegen könnte sich eine solche Karte eher lohnen: Professoren tragen damit die Noten ihrer Prüflinge ein. Der elektronische Dienstausweis ließe sich als Jobticket nutzen oder zur Verwaltung der Arbeitszeiten. Allerdings auch gegen den Willen seines Inhabers: Die Chipkarte soll eine automatische Zugangskontrolle zur Universität ermöglichen. Beim Durchgang durch eine elektronische Schranke sendet sie ein Signal, unbemerkt vom Träger der Karte. „Wir wehren uns dagegen, die Universität auf diese Weise nach außen abzuschirmen“, kritisiert Hofmann.

Das Kuratorium der Hochschule hat die Chipkarten-Aktion nur bis Juni genehmigt. Dann soll ein Gutachten klären, ob der Aufwand gerechtfertigt ist.

Heiko Schwarzburger

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