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Gesundheit: „Cool bleiben“

Ein Psychologe über Weihnachtsfrust

Warum kracht es an Weihnachten oft zwischen „Kindern“ und Eltern?

Vor allem, weil beide gegensätzliche Vorstellungen haben. Wenn die Studierenden heimkehren, treffen sie auf die Erwartungen der Eltern, die das Studium ja zumeist finanzieren. Dazu gehört eine gewisse Dankbarkeit ihnen gegenüber. Und vielen Eltern entgeht auch nicht, dass die Regelstudienzeit bei neun Semestern liegt, ihr Sprössling aber schon im dreizehnten Semester ist. Das bringt dann unliebsame Fragen mit sich.

Die Studierenden stehen also unter Erwartungsdruck?

Und wie. Die Eltern fragen: Warum kommst du denn nur so kurz? Auch Sätze wie „Nimm doch noch ein bisschen Ente, deine Mutter hat sich so viel Mühe gegeben“ bergen Konfliktpotenzial. Da scheitern die Studierenden auch bei besten Vorsätzen, cool zu bleiben, an der Realität.

Der Student fühlt sich wieder wie ein Kind?

Ja, es reicht ein elterliches Stirnrunzeln, und alte Verhaltensmuster brechen wieder durch. Da kommt oft eine ganze Menge alter Frust hoch. Außerdem verklärt sich das Elternbild der Studierenden während der langen Abwesenheit. Die Eltern sind gelegentlich spießiger und engstirniger als gedacht. Und sie sind älter geworden, was Kinder schwer tolerieren. Auch dann kracht es oft.

Wie ist die Eskalation zu vermeiden?

Sie ist vielleicht nicht vermeidbar, aber weniger schlimm, wenn sich der Studierende mental darauf vorbereitet. Bloß nicht Friede, Freude, Eierkuchen erwarten, das ist eine Garantie für Streit. Besser nach dem Motto herangehen: Wenn du den Frieden willst, bereite dich auf den Ärger vor.

HansWerner Rückert leitet die Psychologische Studienberatung der Freien Universität. Das Gespräch führte Juliane von Mittelstaedt

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