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Gesundheit: Craig Venters Gene

Hartmut Wewetzer über den Forscher, der sich selbst entzifferte „Erkenne dich selbst“ war in der Vorhalle des Apollontempels zu Delphi zu lesen. An diesem Ziel hält auch der Mensch von heute fest.

Hartmut Wewetzer über den Forscher, der sich selbst entzifferte

„Erkenne dich selbst“ war in der Vorhalle des Apollontempels zu Delphi zu lesen. An diesem Ziel hält auch der Mensch von heute fest. Aber die Selbsterkenntnis findet eher im Genlabor als im Tempel statt. Ihren Höhepunkt erreichte die biologische Nabelschau, als das menschliche Genom vor zwei Jahren von zwei konkurrierenden Forscherteams weitgehend entziffert wurde. Die Erbgutproben stammten von anonymen Spendern ganz verschiedener Herkunft. US-Präsident Bill Clinton bat die Genom-Forscher ins Weiße Haus und prägte den Satz:„Wir lernen die Sprache, in der Gott Leben schuf.“

Vielleicht aber hätte dieser Satz besser gelautet: „Wir lernen die Sprache, in der Gott Craig Venter schuf.“ Denn Venter, der Chef des privaten Genom-Unternehmens Celera, das sich einen Wettlauf mit dem öffentlich geförderten Genom-Projekt lieferte, hat vor allem sein eigenes Genom bei Celera entziffern lassen. Das bekannte der Forscher nun in einem Fernsehinterview.

„Erkenne dich selbst und lass andere dafür arbeiten und bezahlen“ lautet Venters Paraphrase der antiken Weisheitsformel. Nicht nur hat er bereitwillige Geldgeber gefunden, die seinen Ego-Trip bei Celera finanzierten. Hunderte von Sequenzierautomaten, Computer und Mitarbeiter waren mit dem Erbgut des Meisters befasst. Auch all jene Forschungsinstitute, die Celera-Daten benutzen (und dafür bezahlen), um das menschliche Genom zu ergründen, dienen der Selbsterkenntnis von J. Craig Venter – bisher allerdings, ohne es zu wissen.

„Wer möchte nicht über sein Genom Bescheid wissen?“ hat Venter seine Neugier treuherzig gerechtfertigt. Außerdem habe er mit gutem Beispiel vorangehen wollen. Weil ein Risikogen für Alzheimer und abnormen Fettstoffwechsel in seinem Genom entdeckt wurde, schluckt Venter nun ein blutfettsenkendes Medikament. Wer aber sind die vier anderen „anonymen“ Genom-Spender von Celera? Wir haben da so einen Verdacht.

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