zum Hauptinhalt

Gesundheit: Darlehen – aber nicht für alle

Studienkredite: Nach dem Rückzug der Förderbank präzisiert die Deutsche Bank ihr Angebot

Warum verschiebt die KfW-Bankengruppe den Start ihres Studienkredites um fast ein Jahr? Offiziell begründet die staatliche Förderbank den Rückzug mit dem anstehenden Bundestagswahlkampf. Hinter den Kulissen gibt es aber Spekulationen, dass andere Gründe eine wichtigere Rolle spielen könnten.

Probleme könnte der KfW vielmehr ein Streit mit den privaten Banken machen. Das KfW-Angebot sieht vor, dass Studenten bundesweit maximal 650 Euro aufnehmen können – unabhängig vom Studienfach und vom Einkommen der Eltern. Der Zinssatz soll zwischen fünf und fünfeinhalb Prozent liegen. Die anderen Banken wittern bei diesen Konditionen Wettbewerbsverzerrung. Als staatlich gestützte Bank kann die KfW nämlich günstigere Kredite anbieten, da sie weniger auf Gewinne achten muss als private Unternehmen. „Wir können nicht zusehen, wenn uns die KfW mit ihren günstigen Refinanzierungsbedingungen das Wasser abgräbt“, kritisiert Klaus-Peter Müller, Präsident des Dachverbandes der Privatbanken. Die Europäische Kommission prüft bereits, inwieweit das KfW-Angebot mit den Wettbewerbsregeln überhaupt vereinbar ist. „Das ist ein ganz normaler Vorgang, der uns nicht beeinflusst“, sagt dagegen KfW-Sprecherin Sonja Höpfner.

Auch die Sparkassen bleiben bei ihrer Kritik am KfW-Angebot. Dabei sollen sie wie Privatbanken als Vertriebspartner für die KfW einspringen, da die Förderbank selbst über kein Filialnetz verfügt. Die KfW bestreitet, dass die Kritik und die Konkurrenzangebote der anvisierten Partner den Aufbau des Vertriebsnetzes behindern. Die Gespräche mit potenziellen Vertriebspartnern seien „weit vorangeschritten“, heißt es. Diese Sichtweise bestätigen allerdings nur die Studentenwerke, die als dritter Vertriebspartner im Gespräch sind. Sparkassen und Privatbanken schweigen zu dem Thema.

Oder hofft die KfW, eine neue Bundesregierung könnte die Rahmenbedingungen für ihr Modell verbessern? Die KfW sichert ihr Angebot bisher nicht mit staatlichen Ausfallbürgschaften ab. Das sei viel zu riskant, sagen Kritiker. So geht das Jahresgutachten der fünf Wirtschaftsweisen davon aus, dass bei einem Darlehen mit den geplanten KfW-Konditionen eine Ausfallbürgschaft nötig sein wird. Jörg Dräger, der Hamburger Wissenschaftssenator, hat bereits vorgeschlagen, das Bafög abzuschaffen und die frei werdenden Gelder in ein staatliches Studienkreditsystem wie das der KfW zu stecken. Die KfW weist solche Spekulationen zurück: Ihr Produkt sei „so kalkuliert, dass es ohne öffentliche Haushaltsmittel auskomme“, sagt Sprecherin Höpfner.

Andere Banken halten dagegen am Starttermin Oktober für Studentendarlehen fest. Deren Konditionen dürften für Studenten aber teurer werden als das KfW-Angebot. Die Deutsche Bank kündigte an, Studienkredite wie geplant zum kommenden Wintersemester anzubieten. Voraussichtlich ab Ende August könnten Studenten in den Filialen des Unternehmens Kredite beantragen, sagte Michael Lermer, ein Sprecher der Bank. Auch die Sparkassen planen, ihre Studentendarlehen ab dem Herbst anzubieten. Andere private Banken wie die Citibank wollen ebenfalls Programme anbieten.

Die Deutsche Bank will drei Angebote auf den Markt bringen: Ein Darlehen soll über die gesamte Studienzeit laufen, eines richtet sich an Studenten, die sich bereits im Hauptstudium befinden. Ein weiteres soll nur für die Examensphase gelten. Bis zu 800 Euro pro Monat könnten Studenten von der Bank bekommen, bei einem Zinssatz zwischen 5,9 und 9,9 Prozent.

Prinzipiell sollen Studenten aller Fächer Kredite aufnehmen können. „Wir werden uns aber jeden Einzelfall genau angucken“, sagte Sprecher Michael Lermer. Mit welchem Verfahren die Bank kreditwürdige Studenten von den Nicht-Kreditwürdigen unterscheiden will, sagte Lermer nicht. Unter Experten gilt diese Frage bisher als ungelöstes Problem bei der Vergabe von Studentenkrediten. Die Sparkassen und die Citibank wollen derzeit noch keine Details für ihre Darlehen vorlegen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false