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Schwere Darmerkrankungen mit dem gefährlichen EHEC-Erreger breiten sich in Deutschland weiter aus.

© dapd

Darmbakterium: Todesfälle nach EHEC-Infektionen

Die Welle von schweren Darminfektionen in Norddeutschland hat nun Todesopfer gefordert. Eine 83-jährige Frau im niedersächsischen Landkreis Diepholz ist der Krankheit erlegen. Bei einem weiteren Todesfall ist noch unklar, ob eine EHEC-Infektion Ursache war.

Die 83-jährige Frau sei seit dem 15. Mai wegen eines blutigen Durchfalls stationär behandelt worden und bereits am vergangenem Samstag der Krankheit erlegen, teilte das Gesundheitsministerium am Dienstag in Hannover mit. Der EHEC-Erreger sei bei ihr nachgewiesen worden.

In Bremen starb in der Nacht zu Dienstag eine junge Patientin. Sie hatte zuvor die typischen Symptome einer EHEC-Infektion, wie die Bremer Gesundheitsbehörde mitteilte. Der EHEC-Erreger sei allerdings labordiagnostisch noch nicht nachgewiesen.

Eine 80-jährige Frau aus dem schleswig-holsteinischen Landkreis Stormarn ist dagegen nicht an einer EHEC-Infektion gestorben. Ihr Körper habe zwar EHEC-Bakterien aufgewiesen, dies habe aber nicht zum Tod der Frau geführt, sagte der schleswig-holsteinische Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) am Mittwoch in Kiel. Die Frau, die sich wegen einer Operation im Krankenhaus befand, war am Sonntag gestorben.

In Berlin werden laut Senatsverwaltung für Gesundheit zwei Patienten einer Klinik auf EHEC-Bakterien untersucht. Bei den beiden Erkrankten in der Charité-Klinik Benjamin-Franklin steht noch nicht fest, ob sie sich mit dem Erreger infiziert haben.

Nach Angaben des dortigen Arztes Thomas Schneider wurden ihre Stuhlproben zur Analyse an das Robert Koch-Institut geschickt. Die beiden Patienten - eine Frau und ein Mann - leiden an blutigem Durchfall. "Sie haben aber kein Nierenversagen und müssen nicht auf der Intensivstation behandelt werden", sagte Schneider. Die Frau hat sich laut Schneider vor wenigen Tagen in Norddeutschland aufgehalten.

Die Zahl der EHEC-Verdachtsfälle hat sich in Schleswig-Holstein innerhalb eines Tages mehr als verdoppelt. Dort gebe es nun über 200 Verdachtsfälle, teilte das Gesundheitsministerium in Kiel am Dienstag mit. Bis Montagnachmittag waren rund 90 Fälle gemeldet worden. Die Ausbreitung werde als alarmierend eingeschätzt, weil die Erkrankungen auffällig oft einen schweren Verlauf mit Nierenversagen nehmen, hieß es. Die südlichen Bundesländer blieben bisher weitgehend von EHEC-Keimen verschont.

"Diese Entwicklung übersteigt jedes historische Maß", sagte der Mikrobiologe Prof. Werner Solbach vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Landesgesundheitsminister Heiner Garg (FDP) betonte, dass die Situation sehr ernst genommen werde, aber kein Grund zur Panik bestehe. Der lebensgefährliche Darmkeim breitet sich in Deutschland immer weiter aus. Experten suchen nach dem Auslöser für die Seuche.

Über die Ursache des EHEC-Erregers gibt es den Angaben zufolge noch keine verlässlichen Erkenntnisse. Es werde vermutet, dass möglicherweise mit Gülle gedüngtes Gemüse die Ursache sei. Solange die konkrete Quelle nicht identifiziert sei, lasse sich die weitere Verbreitung nichts Seriöses prognostizieren. "Das wäre Kaffeesatzleserei", sagte Anne Marcic.

Prof. Peter Rautenberg vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein betonte, dass die Übertragung von Mensch zu Mensch sehr unwahrscheinlich sei. Den Angaben zufolge hat es in Schleswig-Holstein bislang keinen einzigen Fall gegenseitiger Ansteckung unter Angehörigen gegeben.

Konsequenzen für Kantinen sahen die Experten zunächst nicht. Dort herrschten ohnehin strenge Hygiene-Vorschriften. Der EHEC-Erreger sterbe außerdem ab, wenn er fünf Minuten lang 60 Grad ausgesetzt sei, hieß es. (dpa/dapd)

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