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Gesundheit: Das Ehe-ABC

Was tun, wenn eine Beziehung am Ende ist? Therapie? Studien zeigen: Vorbeugende Kurse helfen am meisten

Ein letzter Versuch. Warum nicht? Viel zu verlieren haben wir doch eh nicht mehr – entnervt, mit nur noch wenig Hoffnung klopfen Jahr für Jahr Tausende von Paaren an die Tür eines Therapeuten, um ihrer Beziehung noch eine letzte Chance zu geben. Aber was bringt die Therapie eigentlich?

Nicht allzu viel, das zumindest suggeriert ein Bericht der „New York Times“. Studien zeigen: 25 Prozent der Paare, die einen Therapeuten aufsuchen, stehen nach zwei Jahren noch schlechter da als zuvor. Und nach vier Jahren sind bis zu 38 Prozent von ihnen geschieden. Hilft Paartherapie also gar nichts?

„Doch“, hält Friedhelm Schwiderski, Vorsitzender des Arbeitskreises Paar- und Psychotherapie e.V. dagegen. Sein Fazit nach 25 Jahren als Paartherapeut: „Paare können lernen, freundlicher zu kommunizieren, aufmerksamer – und je früher sie damit anfangen, desto besser.“

Womit das zentrale Problem angesprochen ist: Frauen und Männer machen sich oft zu spät auf den Weg in die Praxis, nämlich dann, wenn die Beziehung bereits kurz vor dem Ruin steht. „Paare in einer unglücklichen Beziehung warten im Schnitt sechs Jahre, bevor sie Hilfe suchen“, sagt der Liebesforscher John Gottman von der Universität von Washington in Seattle. Die Fronten längst verhärtet, Ärger, der sich bis zum Hass gestaut hat – da sind dann auch die Spezialisten nicht selten mit ihrem Ehe-Latein am Ende.

Die beste Medizin, das gilt auch für Beziehungsprobleme, ist somit die Prophylaxe, weshalb immer mehr Therapeuten auf Vorbeugung setzen – mit Hilfe von Workshops, in denen frisch Verheiratete das ABC der Ehe lernen sollen.

Eines der erfolgreichsten Workshop- Programme nennt sich PREP („Prevention and Relationship Enhancement Program“), entwickelt vom amerikanischen Beziehungsforscher Howard Markman. Die deutsche Version von PREP nennt sich EPL („Ein Partnerschaftliches Lernprogramm“), und es hat sich gezeigt: Ehepaare, die den Konfliktkurs EPL hinter sich haben, streiten sich konstruktiver als andere, sogar nach Jahren der Ehe noch. Darüber hinaus sind sie glücklicher mit ihrer Beziehung.

Ziel der Eheworkshops ist es, den Paaren das Handwerkszeug zur Konfliktlösung beizubringen. Entscheidend sind:

Kommunikation. Man lernt, weniger vorwurfsvoll zu argumentieren. Beispiel: Statt den Partner anzugreifen und zu sagen, „du erzählst mir nie genau, wann du kommst und kommst immer zu spät“, sollte man möglichst über die eigenen Gefühle reden: „Mich stört es, wenn du nicht sagst, wann du kommst ...“

Vermeidung der fünf Ehesünden: Kritik an dem Charakter des Partners, ständiges Verteidigen des eigenen Verhaltens, Rückzug, verachtende Kommentare sowie Machtdemonstration („ich geh heut Abend aus, da kannst du machen, was du willst“) gehören zu den Todsünden einer Partnerschaft – sie gilt es, zu bekämpfen.

In den Workshops geht es also nicht darum, Streit zu vermeiden oder Streitereien zu lösen, sondern den Partnern das Rüstzeug zu geben, mit dem sie ihre künftigen Konflikte selber konstruktiv beilegen können. Psychologen haben nämlich beobachtet: Nicht der Streit selbst, sondern die Art und Weise, wie man streitet, zerstört Partnerschaften.

Doch selbst die ausgetüftelten Konfliktkurse haben ihre Grenzen. So sind Paare zwar drei Jahre nach dem Prophylaxe-Programm glücklicher mit ihrer Ehe als andere. Nach fünf Jahren aber ist der Effekt verschwunden.

So ganz haben auch die Therapeuten Venus und Mars noch nicht im Griff.

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