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Gesundheit: Das Leiden am Ende

Nur zu einem Drittel der Menschen, die heute in den Industrienationen sterben, kommt der Tod, wie es in den Anzeigen heißt, „plötzlich und unerwartet“. Weit häufiger geht ihm ein längeres Leiden voraus – das im letzten Lebensjahr auch zu den höchsten Kosten führt.

Nur zu einem Drittel der Menschen, die heute in den Industrienationen sterben, kommt der Tod, wie es in den Anzeigen heißt, „plötzlich und unerwartet“. Weit häufiger geht ihm ein längeres Leiden voraus – das im letzten Lebensjahr auch zu den höchsten Kosten führt.

Vor dem Ende eines Lebens werden damit heute häufig auch wichtige medizinische Entscheidungen der Therapiebegrenzung getroffen: Soll die künstliche Ernährung bei einem bewusstlosen Patienten fortgesetzt werden? Sind Beatmung und Dialyse noch sinnvoll? Werden hochdosierte Schmerzmittel eingesetzt, die die Qualen lindern und gleichzeitig das Leben verkürzen? In der Medizinerzeitschrift „Lancet“ vom 2. August (Band 361, Seite 345) wurden jetzt die Daten einer europäischen Studie zu solchen Entscheidungen am Lebensende veröffentlicht. Die Autoren hatten in sechs europäischen Ländern, in den Niederlanden, Dänemark, Belgien, Schweiz, Italien und Schweden, Fragebögen an Ärzte verteilt und 20 480 Todesfälle erfasst. Die Hälfte der Verstorbenen war 80 Jahre oder älter. Die häufigsten Todesursachen waren Herz und Gefäßleiden sowie Krebs.

Weniger als fünf Prozent der Verstorbenen hatten zuvor ihren Willen in einer Patientenverfügung niedergelegt, nur in den Niederlanden waren es 13 Prozent. In allen Ländern gab es Entscheidungen zum Abbruch von Behandlungen, am häufigsten in der Schweiz. Überall wurden solche Entscheidungen vorwiegend bei über 80-jährigen Patienten getroffen. Waren die Patienten selbst nicht einwilligungsfähig, so wurden die Angehörigen am häufigsten in den Niederlanden, am seltensten in Italien in die Entscheidung einbezogen. In der Schweiz bezogen Ärzte meist auch Kollegen und Pflegekräfte ein.

In etwa einem Viertel der Fälle wurden die Schmerzen mit Medikamenten bekämpft, die das Leben der Patienten verkürzten. Mit den wachsenden Möglichkeiten zur Lebensverlängerung haben offensichtlich auch die Situationen zugenommen, in denen Patienten, Ärzte, Pflegekräfte und Angehörige sich bewusst für eine Begrenzung ihres Einsatzes entscheiden.

Die aktive Sterbehilfe habe dagegen auch in den Niederlanden nicht zugenommen, berichten die Autoren. aml

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