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Gesundheit: Das Semester beginnt: Zwei zum Preis von einem

Wie sieht ein professioneller Schnäppchenjäger aus? Ist er oder sie ständig mit einem faltbaren Nylon-Beutel bewaffnet, immer bereit, bei günstigen Gelegenheiten zuzuschlagen?

Wie sieht ein professioneller Schnäppchenjäger aus? Ist er oder sie ständig mit einem faltbaren Nylon-Beutel bewaffnet, immer bereit, bei günstigen Gelegenheiten zuzuschlagen? Oder trägt der Spar-Student etwa seine Schreibsachen in einer Aldi-Tüte in die Uni? Man muss schon genauer beobachten, um dem gewieften Abstauber auf die Schliche zu kommen.

Erste Verdachtsmomente sind zum Beispiel gegeben, wenn die nette Kommilitonin immer nur freitags zwischen 19 und 21 Uhr Cocktails trinken geht, oder immer nur montags ins Kino will. Sie macht es richtig: In den Kinos der "Yorck-Gruppe" , wie zum Beispiel dem "Yorck", "Central", "Babylon" oder dem "Capitol" in FU-Nähe, kosten die Montagsvorstellungen nur 8 Mark. Dann reicht das Geld auch noch, um hinterher ordentlich einen trinken zu gehen. Natürlich zur "Happy Hour", die meist entweder an Werktagen oder am frühen Abend zu verbilligten Cocktails einlädt. So freitags im "Fogo" in der Kreuzberger Arndtstraße. Dass es dann aber meistens gleich zwei Gläser zum Preis von einem, statt einem zum halben Preis gibt, sollte nicht zum alkoholischen Exzess verleiten.

Die Pille gratis

Pfennigfuchser brauchen nämlich einen klaren Kopf, wenn es darum geht, Ermäßigungen von Behörden oder der Krankenkasse zu erhalten. Bei weniger als 640 Mark Einkommen im Monat fallen die Rezeptgebühren weg. Die Pille gibt es dann gratis. Wer Bafög erhält, hat automatisch Anspruch auf diese Ermäßigungen. Studierende mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 825 Mark (plus die Höhe der monatlichen Wohnungsmiete) können sich beim Bezirksamt von den Rundfunkgebühren befreien lassen. Hiervon profitieren aber auch bisherige "Schwarzseher", denn die GEZ-Befreiung berechtigt auch zu einer Ermäßigung der Telefongebühren. Dann darf man jeden Monat für rund 17 Mark gratis telefonieren, egal ob man einen ganz normalen oder ISDN-Komfortanschluss besitzt.

Wieso aber kann die Kommilitonin sich eine Waschmaschine leisten, während andere Studis ihre Unterhosen immer bei Mutti zum Waschen abliefern? Wahrscheinlich hat sie ihre Waschmaschine gebraucht gekauft. Bei "WaKüFa" gibt es auch Kühlschränke und was man sonst noch alles für den perfekten Haushalt benötigt - gebraucht und mit Garantie. Wer aber für eine Waschmaschine keinen Platz in der Wohnung hat und Mutti nicht mit getragenen Socken und Unterhosen behelligen will, geht in den Waschsalon. Der billigste befindet sich am Rosenthaler Platz in Mitte, wo sechs Kilo Schmutzwäsche für vier Mark wieder sauber werden. Billig ist auch der ganze andere Hausrat, der in der Zeitung "Die Zweite Hand" angeboten wird, die dienstags, donnerstags uns sonnabends erscheint. In den Kleinanzeigen findet sich dort fast alles, was neu oft zu teuer ist. Und wenn das gebrauchte Fahrrad nur fünfzig Mark gekostet hat, braucht man ein passendes Schloss dazu gar nicht erst zu kaufen.

Das Geld dafür gibt sich viel besser für einen Kulturabend aus. Keine falsche Scheu: die etablierten Theater und auch Opernhäuser sehen gerne den Studentenausweis. Bei der Wahl der Aufführung ist die nette Kommilitonin stets zielsicher, denn sie ist aufmerksame Leserin des Feuilletons. Im Studenten-Abonnement für 21,40 Mark, versteht sich. Alle Informationen über Nachtleben und Kinoprogramme sind in den kostenlosen Szene-Heften "030" und "Flyer" zu finden. Diese liegen in fast allen Cafés und Bars aus.

Fehlt nur noch das passende Outfit für die Berliner Club-Szene. Modisch können Schnäppchenjäger im Winter besonders dick auftragen. Muss ja niemand wissen, dass die nicht nur nette, sondern auch gut aussehende Kommilitonin ihren Pelzmantel bei "Humana" erstanden hat. Überhaupt können sich die Berliner Secondhand-Läden sehen lassen. Bei "Korrekt" in der Wiener Straße gibt es zum Beispiel besonders schicke Sporttaschen. Die kann man dann zum Hochschulsport mitnehmen und lernt gleich viele neue Leute kennen. Vielleicht wird ja ein gemeinsamer Urlaub daraus.

Der Hochschulsport bietet nämlich auch günstige Gruppenreisen in den Semesterferien an - im Winter vor allem zum Ski fahren. Und die aktuelle Ausrüstung dafür leiht sich die Kommilitonin bei "Der Berg ruft" aus. Das ist nicht teuer und man kann jede Saison mit dem neuesten Schrei in Sachen Wintersport auf der Piste glänzen. Wer in den Semesterferien der Uni gänzlich entkommen möchte, kann seinen Urlaub auch bei einem der zahlreichen studentischen Reisebüros buchen, etwa bei "Rainbow Tours" oder "Kilroy Travels". Sollte sich aber am Ende gar herausstellen, dass nach dem ganzen Spar-Rausch auch noch Geld übrig ist, haut man es am Besten gleich im Urlaub restlos auf den Kopf. Das tut gut. Und das Lächeln im Gesicht der netten Kommilitonin beweist: Schnäppchenjagd macht glücklich.

Constantin Trettler

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