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Gesundheit: "Das Verhindern von Reden ist Zensur"

Die Humboldt-Universität steht vor einem Dilemma: Sie wird immer mehr zu einem Auftrittsort prominenter Politiker. Aber das nutzen auch Radikale, um zu stören.

Die Humboldt-Universität steht vor einem Dilemma: Sie wird immer mehr zu einem Auftrittsort prominenter Politiker. Aber das nutzen auch Radikale, um zu stören. Das will die HU-Leitung nicht länger hinnehmen, weil das Ansehen der Universität geschädigt werde. Auf der gestrigen Sitzung des Akademischen Senats äußerte HU-Präsident Jürgen Mlynek, er bedaure es außerordentlich, dass Ministerpräsident Edmund Stoiber seine Rede zu Europa nicht im Auditorium Maximum der HU habe halten können, sondern in die bayerische Landesvertretung ausweichen musste. Die Humboldt-Uni sei ein öffentlicher Raum und Streitgespräche beruhten auf dem Austausch von Argumenten. Das müsse so bleiben.

Mlynek begründete die Absage des Stoiber-Vortrags erneut damit, dass ihn der Einsatzleiter der Polizei auf eine Gruppe stadtbekannter Randalierer aufmerksam gemacht habe, die Zutritt zu dem Vortrag erreichen wollten. Mlynek erinnerte daran, dass wenige Wochen zuvor bereits der schwedische Ministerpräsident Göran Persson von Globalisierungsgegnern am Reden im Auditorium maximum der HU gehindert werden sollte. Ausdrücklich seien die Globalisierungsgegner aufgefordert worden, ihre Argumente auf dem Podium zu vertreten - das hätten sie verweigert, weil sie den Abbruch der Rede Perssons erzwingen wollten.

Ein Studentenverteter erklärte, Stoiber habe friedliche Demonstranten als Gesindel bezeichnet und suche den Schulterschluss mit rechten Politikern wie Haider in Österreich und Berlusconi in Italien. Von daher seien die Proteste zu verstehen. Daraufhin appellierte der Theologieprofessor Richard Schröder an die Studenten: Jeder, der an die Universität eingeladen werde, müsse dort sprechen können. Proteste dürften nur verbal vorgebracht werden. "Wenn man einen Gast nicht mehr reden lassen will, dann ist das eine Art von Zensur."

Der Studentenverteter Wahls entgegnete, auch er wolle keine Eierwürfe an der HU gegen Politiker. Wahls bot dem Präsidium Gespräche über die Gestaltung von Veranstaltungen an. Das wurde akzeptiert.

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