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Gesundheit: Dem Nahen Osten näher kommen

Warum sind muslimische Gesellschaften uns so fremd? Falsche Frage, sagen die Initiatoren des Forschungsprogramms „Europa im Nahen Osten – der Nahe Osten in Europa“, das gestern in Berlin vorgestellt wurde.

Warum sind muslimische Gesellschaften uns so fremd? Falsche Frage, sagen die Initiatoren des Forschungsprogramms „Europa im Nahen Osten – der Nahe Osten in Europa“, das gestern in Berlin vorgestellt wurde. Die politischen, religiösen, sozialen und kulturellen Verflechtungen – nicht das Trennende – wollen Wissenschaftler der Akademie der Wissenschaften, des Wissenschaftskollegs, der Berliner und weiterer Universitäten in den kommenden fünf Jahren erforschen. Finanziert wird das Programm, in dem es um den Koran, die Literaturen des Nahen Ostens, das Zusammenleben in Städten und politisches Denken im modernen Islam geht, von der Fritz Thyssen Stiftung mit zwei Millionen Euro.

Den Koran interpretiert ein deutsch-jordanisch-libanesisches Team um die Arabistin Angelika Neuwirth (FU) „als Text einer gemeinsamen Antike und geteilten Geschichte“. Seinen Ursprung lokalisieren sie in der religiösen Landschaft der Spätantike, deren kulturelles Erbe Europa und dem Nahen Osten gemeinsam sei. Die Forscher wollten die teleologische Sicht des Nahen Ostens, nach der die relevante Geschichte erst mit dem Koran entsteht, hinterfragen, sagt Neuwirth.

Eine kritisch-historische Koranausgabe soll erarbeitet werden, die zugleich ein Modell für einen neuen Typus der Langzeitvorhaben der Akademie sei, wie HU-Präsident Christoph Markschies erklärt, der für die Akademie im Beirat des Forschungsprogramms sitzt. Das Team wird verstärkt durch Gastwissenschaftler und durch Doktoranden aus dem Nahen Osten, die in Sommerschulen an dem Projekt mitarbeiten. In diesen Austausch, der alle vier Forschungsfelder umfasst, soll ein großer Teil des Etats fließen.

Mit dem Nahen Osten will man forschen, nicht über ihn. So wird die FU-Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer erkunden, „wie sich islamische Vorstellungen einer guten Lebensführung und einer guten Regierung zu westlichen verhalten“. Ulrike Freitag (Zentrum Moderner Orient) stellt den Paralellgesellschaften historische Vorbilder des Kosmopolitismus gegenüber.

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