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Gesundheit: Den deutschen Hochschulen mangelt es vor allem an Geld, um den Fachbereich ausbauen zu können

Computer-Spezialisten sind nicht nur in der Wirtschaft gefragt. Auch an den Berliner Hochschulen mangelt es im Bereich Informatik an Arbeitskräften.

Computer-Spezialisten sind nicht nur in der Wirtschaft gefragt. Auch an den Berliner Hochschulen mangelt es im Bereich Informatik an Arbeitskräften. Das liegt aber nicht allein daran, dass Fachkräfte rar sind. So löst die Initiative von Bundeskanzler Gerhard Schröder dieses Problem nicht. Schröder hatte auf der Cebit vorgeschlagen, mit einer Greencard ausländischen Computer-Spezialisten die Möglichkeit zu geben, befristet in Deutschland zu arbeiten. "Davon könnte die Technische Universität auch profitieren", sagt deren Sprecherin Kristina Zerges. Aber hier fehlt vor allem Geld, um das dringend benötigte Lehrpersonal zu bezahlen. Deswegen könnten Studierende nicht angemessen betreut werden, und es sei nicht daran zu denken, mehr Studenten auszubilden, wie es beispielsweise die Wirtschaft fordert.

Die Informatik-Studiengänge sind überlastet, wie die Präsidenten der Freien Universität Berlin (FU), der Humboldt-Universität (HU) und der Technischen Universität (TU) Berlins Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur schon Ende letzten Jahres mitgeteilt haben. Die Studierendenzahlen seien "dramatisch gestiegen", eine bedarfsgerechte Ausbildung mit dem vorhandenen Personal nicht mehr möglich. Auch deswegen brechen viele Studenten im ersten Semester ihr Studium wieder ab (siehe Kasten). Andererseits gibt es mehr Interessenten als Studienplätze. Die Berliner Hochschulen erwägen deswegen, für das Wintersemester 2000/2001 einen Nummerus Clausus für Informatik einzuführen.

"Wir würden liebend gern mehr Studenten ausbilden, aber uns fehlen die finanziellen Mittel", sagt Günter Hommel, Prodekan des Fachbereichs Informatik an der TU. Es sei Sache der Politik, bei dem Mangel an Fachleuten mehr Geld für deren Ausbildung bereitzustellen. Eine Forderung, die Kerstin Schneider, Sprecherin der Senats-Wissenschaftsverwaltung, nicht nachvollziehen kann. "Die Hochschulen bekommen im Rahmen der Hochschulverträge 2,3 Milliarden Mark vom Senat", erklärt sie. Zudem hätten sie Planungssicherheit bis zum Jahr 2002. "Vielleicht müssen die Prioritäten anders gesetzt werden." Schneider schlägt vor, Geld innerhalb der Universitäten zugunsten des Informatikbereichs umzuschichten.

"Das ist haushaltstechnisch nicht mehr möglich", sagt Gerhard Braun, Vize-Präsident der FU. Personelle Sparmaßnahmen beträfen bisher vor allem den personellen Mittelbau. Der geht von den Qualifikationsstellen für Diplomanden bis zu den Stellen für Habilitierte Wissenschaftler die auf den Ruf für einen Lehrstuhl warten. Dieser bereich sei generell nur zu 80 Prozent besetzt - nur in der Informatik zu 100 Prozent. "In den letzten Jahren mussten wir immer mehr Sparauflagen hinnehmen", sagt Elfriede Fehr, Dekanin für Mathematik und Informatik an der FU. Der Hochschulvertrag mit dem Senat garantiere zwar Planungssicherheit, aber auf "niedrigem Niveau". Sowohl Fehr als auch Gunter Hommel von der TU schlagen als Lösung ein Hochschul-Sonderprogramm vor. "Das hat es schon Mal gegeben", sagt Hommel. Anfang der 90er Jahre unter dem früheren Kultusminister Jürgen Möllemann (FDP). Mit einem "Überlast"-Programm wurden damals Sondermittel aufgelegt, um gerade im Informatikbereich neue Studienplätze und Arbeitsmöglichkeiten für Wissenschaftler zu schaffen.

Aber bisher felt ein Ausbildungskonzept, wie FU-Vize-Präsident Braun beklagt. Ein erster Schritt bestehe darin, den Bachelor-Studiengang für Informatik einzurichten, der die Studienzeit verkürze. Zweitens könnten ausländische Studenten über Stipendien ins Land geholt werden. Aber das sei erst ein Anfang. "Wir fühlen uns von der Politik allein gelassen", sagt der Professor. Die Grenncard-Initiative des Bundeskanzlers sei nicht zuende gedacht gewesen.

Dass es irgendwann wieder zuviele Computerspezialisten geben könnte, befürchten die Experten nicht. "Das ist eine Wachstumsbranche", sagt Hommel. Das Internet werde erst zu kleinen Teilen genutzt. Da gebe es einen Fachkräftebedarf auf Jahre hinaus. "Einen Schweinezyklus wird es nicht geben", sagt er.

Raoul Fischer

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