zum Hauptinhalt

Gesundheit: Der lange Weg zum Mond

Erstmals besucht eine europäische Raumsonde unseren Trabanten – und testet einen neuartigen Antrieb

Der Wettlauf zum Mond liegt lange zurück. Schon im Oktober 1959 gelang es den Russen erstmals, aus nur 6300 Kilometern Abstand Fotos von der Rückseite des Mondes zu machen, die wir von der Erde aus nie zu Gesicht bekommen. Und als im Juli 1969 die ersten Astronauten den Mond betraten, hatten bereits mehrere Dutzend russische und amerikanischen Sonden die 380 000 Kilometer bis zu unserem Trabanten zurückgelegt.

Die europäische Weltraumforschung hat sich mit ihrem ersten Mondbesuch viel Zeit gelassen. Mit ein paar Jahrzehnten Verzögerung erreicht nun aber auch Europas erste Mondsonde ihr Ziel.

In der Nacht zum heutigen Dienstag sollte „Smart-1“ in eine Umlaufbahn einschwenken. In 6000 Kilometern Abstand von der Mondoberfläche musste ihr Triebwerk für längere Zeit zünden, um die Sonde auf einen neuen Kurs zu bringen. In den kommenden Wochen soll das kleine Raumfahrzeug den Mond dann auf immer engeren Bahnen umrunden, die es schließlich bis zu 300 Kilometer an den Mond heranführen.

„Smart-1“ ist nicht größer als eine Waschmaschine. Die Sonde fliegt mit einem neuen, viel versprechenden Ionenantrieb: Sie benutzt die Sonnenenergie dazu, ein elektrisch geladenes Gas zu erzeugen. Die geladenen Partikel (Ionen) werden beschleunigt und strömen mit einer Geschwindigkeit von einigen Dutzend Kilometern pro Sekunde aus der Antriebsdüse. Das bringt nur einen kleinen Schub. Statt weniger Tage hat die Sonde 15 Monate bis zum Mond gebraucht und auf verschlungenem Weg 80 Millionen Kilometer bis dorthin zurückgelegt. Trotzdem gilt der Antrieb als wegweisend. Er spart Treibstoff, macht Raumflüge zu entlegenen Zielen möglich und schafft Platz für Forschungsinstrumente.

Europas 100 Millionen Euro teure Mondsonde dient aber nicht nur der Technologieerprobung. Die kleine Sonde hat allerhand im Gepäck, um die geologische Beschaffenheit des Mondes zu studieren, vor allem die chemische Zusammensetzung seiner Oberfläche. Nachdem US-Präsident Bush angekündigt hatte, bis 2020 wieder Menschen zum Mond zu schicken, sind mögliche Wasservorkommen auf dem Mond wieder ins Gerede gekommen. Wasservorräte wären eine gute Basis für eine Mondstation.

Es ist nicht auszuschließen, dass es dort Wasser gibt. Als die amerikanische Raumsonde „Clementine“ Aufnahmen von der Polarregion des Mondes machte, entdeckten Forscher dort etliche Krater, in die kein Sonnenstrahl hineingelangt. In ihnen könnte sich Eis über Jahrmillionen halten. Bisher weiß aber niemand überzeugend zu sagen, wo dieses Wassereis hergekommen sein soll. Und als die Sonde „Lunar Prospector“ im Juli 1999 im Kamikazeflug in einen Südpolkrater gelenkt wurde, wirbelte sie beim Einschlag nur Staub auf, aber kein Wasser.

Ohnehin sind Bushs Pläne jedoch in weite Ferne gerückt. Das „Congress Budget Office“ hat vorgerechnet, dass eine bemannte Mondmission 127 Milliarden Dollar kosten würde. Der Etat der Weltraumbehörde Nasa, der vor allem durch die Reparatur und Erneuerung der Shuttle-Flotte und des Weltraumteleskops „Hubble“ belastet wird, müsste in den nächsten Jahren fast verdoppelt werden, damit man eine solche Summe aufbringen könnte.

Zur Startseite