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DER OP-Kurs: So wird ein Kreuzband operiert

Für Profifußballer ist ein Kreuzbandriss eine der schlimmsten Verletzungen. Er kann die Karriere beenden, bedeutet aber mindestens eine lange Zwangspause.

Für Profifußballer ist ein Kreuzbandriss eine der schlimmsten Verletzungen. Er kann die Karriere beenden, bedeutet aber mindestens eine lange Zwangspause.

Die Kreuzbänder sitzen im Zentrum des Knies. Auf jeder Seite gibt es ein vorderes und ein hinteres Band, die sich im rechten Winkel überkreuzen. Sie verbinden Schienbein und Oberschenkelknochen. Zusammen mit anderen Bändern und Muskeln geben sie dem Kniegelenk Stabilität und führen es während der Bewegung.

Die Kreuzbänder müssen enorme Belastungen aushalten. Bei bestimmten Bewegungen sind sie jedoch überfordert und können reißen. Der Arzt spricht dann von einer Ruptur. „Das vordere Band ist davon viel häufiger betroffen als das hintere“, sagt Roman Feil, Chirurg und Orthopäde am Unfallkrankenhaus Marzahn. „Meist passiert die Verletzung beim Sport: Der Unterschenkel steht fest, während sich der Rest des Körpers bewegt und das Knie nach außen gedreht wird. Beim Fußball zum Beispiel, wenn der Stollenschuh für einen Moment im weichen Rasen stecken bleibt, der Körper aber weiter rotiert.“ Mit einem gerissenen Kreuzband fühlt man sich beim Gehen und Laufen unsicher und leidet unter Schmerzen.

Ein gerissenes Band kann nicht genäht werden. Meist wird es ersetzt – in einigen Fällen kann eine kräftige Oberschenkelmuskulatur den Verlust ausgleichen. Den Ersatz für das alte Kreuzband liefert der Körper des Verletzten. Der Arzt entnimmt zum Beispiel die Patellasehne, die sich ebenfalls im Knie befindet, oder die Semitendinosus-Sehne aus dem Oberschenkel. Unter Vollnarkose macht der Arzt sehr kleine Schnitte rund um das Knie, durch die er seine Instrumente und eine winzige Kamera einführt. „Will man die Semitendinosus-Sehne entnehmen, muss man zuerst einen zwei bis drei Zentimeter langen Schnitt über dem Schienbeinkopf machen, wo die Sehne entspringt“, sagt Unfallchirurg Feil. „Durch die Öffnung wird ein spezielles, ringförmiges Messer eingeführt.“ Mit diesem „Sehnenstripper“ trennt der Arzt die Sehne vom Ursprung, fährt dann langsam an ihr entlang und löst ihr Ende von einem darunterliegenden Muskel. Danach muss die etwa 29 Zentimeter lange, dünne Sehne zu einem stabileren Kreuzband umgebaut werden. Dazu legt sie der Arzt drei oder vier Mal zusammen und vernäht die Enden dann miteinander.

Das Transplantat ist am Ende etwa acht Millimeter dick und wird jetzt präzise in den Verlauf des alten, zerrissenen Kreuzbandes eingepasst, das zuvor entnommen wurde. Das vordere Kreuzband verläuft von vorn-unten nach hinten-oben. Der Arzt bohrt deshalb zwei Kanäle – einen vom Schienbeinkopf in das Gelenk, den anderen vom Gelenk durch den Oberschenkelknochen. In den Öffnungen wird das Transplantat verankert und an beiden Enden festgeschraubt. Die Schrauben bestehen aus einem Material, das sich nach rund einem Jahr auflöst. Schon in den ersten drei Monaten verwächst das neue Kreuzband mit den Knochen.

Die OP dauert etwa eine Stunde, der Heilungsprozess meist mehrere Monate, in denen der Patient zur Physiotherapie muss. Oft bleibt das Knie eine Schwachstelle – auch im Kopf. Denn die Angst vor einem neuen Riss macht besonders Sportlern zu schaffen macht.Björn Rosen

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