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Gesundheit: Detlev Ganten: Berliner Biowunder

Eigentlich ist die Erforschung des Bluthochdrucks die Spezialität von Detlev Ganten. Aber seit zehn Jahren steht er von einer ganz anderen Seite unter Hochdruck.

Eigentlich ist die Erforschung des Bluthochdrucks die Spezialität von Detlev Ganten. Aber seit zehn Jahren steht er von einer ganz anderen Seite unter Hochdruck. Denn seitdem ist der Mediziner und Genforscher oft im Brennpunkt von Wissenschaft und Wirtschaft, von Öffentlichkeit und Politik.

1991 verließ Ganten die Universität Heidelberg und tauschte die südwestdeutsche Idylle gegen die alles andere als heile Welt des Berliner Nordostens ein. Dort übernahm er die Aufgabe, aus medizinischen Forschungsinstituten der aufgelösten DDR-Akademie der Wissenschaften ein neues Ganzes erstehen zu lassen. Inzwischen ist das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch zu einem anerkannten Begriff geworden.

Aber damit nicht genug. Ganten hat unermüdlich und gegen teilweise erbitterten Widerstand aus der Berliner Lokalpolitik den Ausbau des Standorts Buch zu einem Zentrum biotechnischer Forschung und Entwicklung betrieben. Auch die Niederlage Berlins beim Bioregio-Wettbewerb des Bundesforschungsministeriums konnte ihn nicht schrecken. Heute ist Berlin, zumindest gemessen an der Zahl der Biotechnik-Firmen, die Nummer eins in Deutschland. Undenkbar ohne Ganten, den Strippenzieher.

Seit Ende 1997 ist Ganten außerdem Vorsitzender der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, zu denen auch "sein" Delbrück-Centrum gehört. Der Kritik an der Struktur dieser 16 staatlichen "Großforschungseinrichtungen" begegnete er mit einem vorsichtigem Reformkurs. Einmal mehr erwies er sich als erfolgreicher Stratege, als es ihm gelang, Zinsersparnisse aus den UMTS-Erlösen in die Genomforschung der Helmholtz-Zentren umzuleiten.

Der öffentlichen Debatte über Bio- und Gentechnik misst Ganten größte Bedeutung zu. Er weicht keiner Diskussion aus und gehörte zu den Initiatoren der "Wissenschaft-im-Dialog"-Kampagne der deutschen Forschungsorganisationen. Dass es gegen die Idee, die Wissenschaft auf den Marktplatz zu bringen, Widerstand bei Freund und Feind gab, dürfte ihn nicht sehr geschreckt haben: Ganten ist Gegenwind gewohnt. Heute wird er 60.

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