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Gesundheit: Die Antwort auf Pisa

Olaf Köller soll an der Humboldt-Universität bundesweite Bildungsstandards entwickeln

Dieser Mann soll Standards setzen: Bildungsstandards. Olaf Köller trat gestern seinen Job als Direktor des Berliner Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an. Die Humboldt-Universität, an der es angesiedelt ist, stellte den 41-jährigen Bildungsforscher als „Antwort auf Pisa“ vor. Das Institut, zunächst für fünf Jahre anteilig finanziert von allen 16 Bundesländern, wird die seit Beginn des Schuljahres 2004/2005 bundesweit geltenden Bildungsstandards weiterentwickeln. Nach dem Pisa-Schock von 2001 erkannten die Bildungsminister: Nach den klassischen Lehrplänen vermitteln die Lehrer ihren Schülern vor allem Faktenwissen, das nach der Klassenarbeit oft weitgehend vergessen wird. Mit den Bildungsstandards sollen sich die Schüler nun analytische und kommunikative Kompetenzen erschließen, die sie im Alltag und im späteren Berufsleben brauchen.

Köllers Institut soll auch Aufgaben und Testverfahren entwickeln, mit denen die Lehrkräfte arbeiten können. Doris Ahnen, die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, wies Köller eine praktische Aufgabe zu: Er werde helfen, die Bildungsstandards „in die Unterrichtspraxis herunterzubrechen“.

Das bedeutet zu allererst: Den Lehrern etwas für ihre konkrete Arbeit in der Klasse an die Hand zu geben. Denn noch bestehen die Bildungsstandards aus mehrseitigen Definitionen der Kompetenzen, die der jeweilige Fachunterricht in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache den Schülern bis zum mittleren Bildungsabschluss vermittelt haben soll. Ergänzt werden diese Standards bislang nur von wenigen Beispielaufgaben.

Köller will mit einem zehnköpfigen Team an „großen Aufgabensammlungen“ arbeiten, sie teils selbst schreiben, teils auch auf dem internationalen Bildungsmarkt einkaufen. Im Laufe des kommenden Jahres will Köller einen Pool von Mathematikaufgaben veröffentlichen, auf den Lehrer zugreifen können.

Wann Aufgaben für andere Fächer fertig werden, konnte Köller gestern noch nicht sagen. Aber wo die Lehrer sie finden sollen, sei schon klar: im Internet. Köller will „weg von Papier und Bleistift“, Aufgaben und auch das Testverfahren online bereit stellen. Entwickeln soll das ein weiterer Professor am Institut, für den die KMK noch eine Finanzierung sucht. Die Umstellung von konventionellen Testverfahren auf computergestützte sei aber langfristig sehr viel preiswerter, wirbt Köller – auch für große Studien wie Pisa.

Olaf Köller, der zuletzt als Professor für Pädagogische Psychologie an der Universität Erlangen-Nürnberg unterrichtete, hat in Kiel bei dem Koordinator der ersten Pisa-Studie Jürgen Baumert promoviert. Jetzt möchte Köller dessen Erbe antreten: Eine weitere Aufgabe, die er mit seinem neuen Institut stemmen will: Die langfristige Koordination der deutschen Pisa-Untersuchungen.

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