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Gesundheit: „Die EU blockiert die Forschung“

Immer wieder heißt es, die Chemotherapie, also die Krebstherapie mit starken Zellgiften, sei nicht so erfolgreich. Im Großen und Ganzen ist das richtig.

Immer wieder heißt es, die Chemotherapie, also die Krebstherapie mit starken Zellgiften, sei nicht so erfolgreich.

Im Großen und Ganzen ist das richtig. Die Chemotherapie hat bei manchen Krebsarten gute Erfolge. Sie kann sogar heilen, aber leider eben nur bei einer relativ kleinen Zahl von Krebserkrankungen. In den meisten anderen Fällen geht das aber nicht. Das gilt insbesondere für die häufigsten Krebsformen. Sprich: Lungenkrebs, Darmkrebs, auch Brustkrebs.

Wie kann man das ändern?

Durch eine bessere Zusammenarbeit von Universitäten und Pharmaindustrie. Bisher ist es ja die Industrie, die fast ausschließlich neue Substanzen entwickelt. Die Universitäten müssen sich mehr beteiligen. Sie sollten nicht nur neue Arzneimittel der Pharmaindustrie ausprobieren, sondern eigenständig neue Substanzen erforschen.

Das kostet sehr viel Geld. Wo sollen die Hochschulen das hernehmen?

Die Hochschule kann Substanzen entwickeln und nachweisen, dass sie Patienten helfen. Dann kommt die Pharmaindustrie ins Spiel und führt das Medikament bis zur Zulassung. Das wäre eine optimale Arbeitsteilung.

Was können die Universitäten, was die Industrie nicht kann?

Als Hochschulforscher sind wir beweglicher. Und bisher waren wir weniger mit Bürokratie belastet. Das könnte in Zukunft aber anders werden.

Warum?

Das neue Arzneimittelrecht, konkreter: die 12. AMG-Novelle, die eine Weisung der EU aus dem Jahr 2001 übernommen hat, sieht vor, dass auch an Universitäten sehr strenge und aufwändige Richtlinien für die Herstellung von Arzneimitteln und ihre Erprobung gelten. Diese Richtlinien sind teilweise unsinnig und für den Schutz des Patienten nicht notwendig. Wenn das Recht eins zu eins umgesetzt wird, dann ist die Substanzerforschung an den Hochschulen blockiert und damit die Entwicklung potenziell lebensrettender Medikamente. Das ist sicher nicht im Interesse der Patienten.

Das Gespräch führte Hartmut Wewetzer.

GUNDRAM JUNG ist Krebsspezialist und Immuntherapeut an der Universität

Tübingen.

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