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Gesundheit: Die Gesundheit erforschen

„Wir treiben ja meist nur Krankheitsforschung. Die Tradition der Charité liegt im Bereich der naturwissenschaftlichen Medizin.

„Wir treiben ja meist nur Krankheitsforschung. Die Tradition der Charité liegt im Bereich der naturwissenschaftlichen Medizin. In der Gesundheits-, der Public Health-Forschung, haben wir Nachholbedarf, da ist in den letzten Jahren zu wenig passiert.“ Cornelius Frömmel, Charité-Prodekan für Forschung, sprach Klartext bei der Diskussion über „Die Zukunft der Gesundheitsforschung an den Berliner Universitäten“, zu dem das Zentrum Public Health geladen hatte.

Das hochschulübergreifende Zentrum wurde 1997 gegründet und löste den 1992 gebildeten „Berliner Forschungsverbund Public Health“ ab. Public Health ist nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation „die Wissenschenschaft und Praxis der Krankheitsverhütung, Lebensverlängerung und der Förderung psychischen und physischen Wohlbefindens durch gemeindebezogene Maßnahmen“. Es geht also nicht, wie sonst meist in der Medizin, nur um die Krankheit des Individuums, sondern um die Gesundheit der Bevölkerung – ein ganz anderer Ansatz.

Gute Chancen für Absolventen

Neben Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention (wo Public Health und Medizin sich überschneiden) gehören zu Public Health aber auch die Erforschung und Verbesserung des Gesundheitswesens mit dem Ziel, die Leistungen der Medizin der gesamten Bevölkerung zu vertretbaren Kosten zugute kommen zu lassen. Kurt Kutzler, amtierender TU-Präsident, teilte mit, dass nun auch der Lehrstuhl „Management im Gesundheitswesen“ besetzt werden konnte: an dem seit 1993 bestehenden Institut für Gesundheitswissenschaften.

Seit 1992 gibt es an der TU den Postgraduierten-Studiengang Gesundheitswissenschaften/Public Health. Und alle Absolventen haben ausgezeichnete Berufschancen, berichtete Ulrike Maschewsky-Schneider, Sprecherin des Berliner Zentrums Public Health.

Den Anstoß für die deutsche Public Health-Forschung und -Lehre hatte das Bundesforschungsministerium bereits 1989 durch gezielte Förderung gegeben. Auf dem Podium erinnerte jetzt Jost-H. von dem Knesebeck als Vertreter von dessen Projektträger an das Ziel, langfristig zu solider Gesundheitsforschung zu kommen: durch Vernetzung aller Beteiligten aus den verschiedenen Disziplinen und Institutionen. Die Zusammenarbeit sei inzwischen besser geworden.

Fakultät für „Health Sciences“?

Für Vernetzung sprachen sich alle Redner aus – Vernetzung der verschiedenen Gesundheitswissenschaften untereinander und auch mit der Medizin. Hans Scherer, stellvertretender Ärztlicher Direktor des Benjamin Franklin-Klinikums, betrachtet die Medizin als Teil der Gesundheitswissenschaften im weiteren Sinne. An der University of North Carolina zum Beispiel wurde frühzeitig eine „Division of Health Affairs“ gebildet: aus den Schools of Medicine, Dentistry, Nursing, Pharmacy und Public Health.

Als Ulrike Maschewsky-Schneider die Frage stellte, ob in Berlin so etwas wie eine Fakultät für „Health Sciences“ überhaupt denkbar wäre, war der Berliner Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Peer Pasternack, längst gegangen. Und vorher sprach er ganz allgemein von der Bedeutung der Wissenschaft als Standortfaktor und unterschied nicht zwischen medizinischer und Public Health-Forschung.

Zwar seien bestimmte Public Health-Aufgaben, etwa die Präventationsforschung, stark mit der Medizin verbunden, sagte von dem Knesebeck; dass man aber selbst hier statt über Gesundheitsforschung vor allem über Medizin rede, sei „ein Teil des Problems“. Die Schwierigkeit sei wohl die mangelnde Bekanntheit und Akzeptanz von Public Health in Deutschland.Gisela Merck, Leiterin Gesundheitsmanagement der Firma Berlin Chemie, forderte auf dem Podium, die Pharmaindustrie ins Disease-Management einzubeziehen. Erfahrungen hätten die Arzneimittelhersteller darin schon – als Partner der Ärzte und Krankenkassen: „Wir steuern in einem ganzen Gebiet die Diabetikerversorgung.“ Rosemarie Stein

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