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Gesundheit: Die Lehrprofessur wird scheitern

Von George Turner, Wissenschaftssenator a. D.

Wieder einmal wird an der Personalstruktur der Hochschulen herumgebastelt. Um die sich abzeichnenden anwachsenden Zahlen der Studierenden zu bewältigen – von derzeitig rund zwei Millionen können sie auf bis zu 2,7 Millionen in den nächsten zehn Jahren steigen –, soll der Lehrkörper vergrößert werden. Aus dem Wissenschaftsrat kommt der Vorschlag, Professuren und Juniorprofessuren mit dem Schwerpunkt Lehre einzuführen.

Bisher sind alle Vorschläge zur Änderung der Personalstruktur zur Bewältigung von vermehrten Lehraufgaben schon mittelfristig gescheitert, seien es die Studienräte im Hochschuldienst, die Akademischen Räte oder die Assistenzprofessuren. So wird es auch dem jetzt auf den Bildungsmarkt geworfenen Stellentyp ergehen. Was aber schwerer wiegt, ist eine länger wirkende Verzerrung der Altersstruktur. Auch das hatten wir schon. Der rasante Ausbau der Universitäten hat vor 30 bis 40 Jahren dazu geführt, dass viele neue Stellen geschaffen und auf Dauer besetzt wurden. Dies hatte zur Folge, dass die Berufungschancen für nachfolgende Generationen extrem schlecht waren.

Der Fehler konnte nur mit großer Mühe durch die Einrichtung von Parallelprofessuren auf Zeit abgemildert werden. Folgt man den jüngsten Vorschlägen, wird es wieder eine neue Welle von Stellen und deren Besetzung innerhalb kurzer Zeit geben – mit der Wirkung der Verstopfung des Zugangs für nachfolgende Wissenschaftler. Bei dem Ansturm auf die Hochschulen handelt es sich um ein temporäres Problem, verursacht durch geburtenstarke Jahrgänge und zwei Abiturientenjahrgänge infolge der Schulzeitverkürzung.

Deshalb sollten solche Stellen, wenn überhaupt, nur auf Zeit eingerichtet werden. Dann aber sind sie nicht attraktiv. In Betracht gezogen sollte deshalb werden, die freiwillige Verlängerung der Dienstzeit zur Pensionierung anstehender Professoren vorzunehmen. Parallel zu der Neubesetzung der aus Altersgründen frei werdenden Stelle könnte bisherigen Stelleninhabern bei Bedarf und Zustimmung der Beteiligten ein neuer Vertrag auf Zeit angeboten werden. Eine solche Maßnahme allerdings kann das Problem nur teilweise lösen. Die Aufstockung von Stellen an Fachhochschulen würde dort Kapazitäten schaffen, wo es ohnehin einen Ausbau geben sollte. Jedenfalls bedarf es keiner neuen Stellenkategorie.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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