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Gesundheit: Die Spur der Scheine

Forscher entwickeln Modell für Seuchen

Anders als im Mittelalter verbreiten sich Seuchen heutzutage in Windeseile. Denn die Menschen sind viel mobiler als in früheren Zeiten. Das macht es aber auch viel schwieriger, die Entwicklung einer Epidemie zu verstehen. Beim Versuch, die Ausbreitung moderner Seuchen wie der Grippe mathematisch zu beschreiben, stießen Forscher des Göttinger Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation auf ein amerikanisches Internet-Spiel. Unter www.wheresgeorge.com verfolgen die Spieler den Weg von Dollarscheinen über den Erdball. Wie die Göttinger Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“ berichten, lässt sich aus den Reisewegen der Dollarnoten ein mathematisches Modell ableiten, das auch auf die Verbreitung von Seuchen wertvolle Hinweise geben kann. Denn Viren wandern genauso wie Geldscheine von Mensch zu Mensch.

Als sie die Spur der Geldscheine verfolgten, stießen die Forscher auf universelle Skalierungsgesetze, wie sie auch in Physik und Biologie anzutreffen sind, zum Beispiel bei turbulenten Strömungen oder in chaotischen Systemen. „Das Aufregende an diesen Skalierungsgesetzen ist, dass sie nur von zwei universalen Größen bestimmt werden“, sagte Lars Hufnagel von der Universität von Kalifornien in Santa Barbara, einer der beteiligten Forscher. „Das hat uns alle überrascht.“

Auf der Grundlage ihrer Analyse können die Physiker nun ein mathematisches Modell menschlichen Verhaltens entwickeln, das Reisen von nur wenigen bis hin zu Tausenden von Kilometern unter einen theoretischen Hut bringt. Und weil zudem die Prozesse beim Übertragen einer Krankheit gut erforscht sind, hoffen die Wissenschaftler, die weltweite Ausbreitung einer Epidemie sehr viel wirklichkeitsnäher als bisher beschreiben zu können. wez

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