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Die Übeltäter: So zerstört das HI-Virus unser Immunsystem

Der Erreger ging erst Anfang des 20. Jahrhunderts von afrikanischen Affen auf den Menschen über, wahrscheinlich durch den Verzehr infizierten Tierfleischs. Und erst in den 80er Jahren, als durch ihn plötzlich viele Homosexuelle starben, entdeckte man ihn und gab ihm einen Namen: Humanes Immundefizienz-Virus (HIV).

Nur gut 30 Jahre später hat das Aidsvirus Millionen Menschen das Leben gekostet – und ist noch immer nicht besiegt.

HIV wird über Körperflüssigkeiten übertragen. Meist gelangt es beim ungeschützten Sex in den Körper, wenn Blut, Sperma oder Vaginalflüssigkeit des anderen in kleinste Wunden des eigenen Körpers eindringen. Das Risiko ist bei Analsex besonders hoch. Dies ist ein Grund, warum Aids so oft Schwule trifft.

„Das HI-Virus ähnelt einem Fußball, mit Zuckereiweiß-Stacheln außen und der Erbsubstanz sowie bestimmten Enzymen im Innern“, sagt Keikawus Arastéh, Internist am Auguste-Viktoria-Klinikum in Steglitz. Außergewöhnlich: Von der Infektion bis zu den ersten Krankheitszeichen können viele Jahre vergehen. Früher vermuteten Forscher, HIV verstecke sich anfangs und bleibe inaktiv. „Heute weiß man: Das Virus greift sofort an – bloß dass der Erkrankte es zunächst nicht bemerkt“, so Arastéh.

Verheerend ist, dass es HIV vor allem auf jene wichtige Zellen abgesehen hat, die helfen, den Körper vor Erregern zu schützen: die T-Helferzellen. Sie geben anderen Immunzellen das Signal, gegen Eindringlinge vorzugehen. T-Helferzellen tragen ein bestimmtes Zuckereiweiß auf ihrer Hülle; ein Teil der HIV-Hülle passt auf diesen CD4-Rezeptor wie ein Schlüssel ins Schloss. Dadurch kann das Virus an die Zelle andocken, schließlich vereinigt es sich mit ihr. Im Innern angelangt, nutzt das Virus den Zellkern zu seiner Vermehrung. Dazu baut es mithilfe von Enzymen seine Erbinformation (die in Form einer RNS vorliegt) in die der Wirtszelle (eine DNS) ein.

„Durch den Befall mit HIV ist die T-Helferzelle lahmgelegt, während das Virus gleichzeitig unzählige Nachkommen produziert, die aus der Zelle austreten und andere Immunzellen infizieren“, sagt Arastéh. Folge: Das Abwehrsystem ist geschwächt, Krankheitserreger können leichter angreifen. Zu Beginn der Infektion gelingt es dem Körper offenbar, diesen Effekt auszugleichen. Doch das Virus arbeitet sich immer weiter vor.

Der Wendepunkt ist erreicht, wenn die Struktur der Lymphknoten zerstört ist. Diese spielen eine wichtige Rolle für die Produktion von Immunzellen und sie filtern schädliche Stoffe aus dem Gewebswasser. Können sie diese Aufgaben nicht mehr erfüllen, dann haben sowohl HIV als auch andere Erreger leichtes Spiel.

Aidspatienten leiden daher unter schweren Erkrankungen, etwa Lungenentzündungen – und sterben am Ende, weil der Körper sich einfach nicht mehr zur Wehr setzen kann. Moderne Medikamente stoppen das Virus zeitweise, indem sie in die Vermehrung von HIV eingreifen und diese lahmlegen. Doch das Virus verändert sich permanent: Den neuen Varianten können die alten Wirkstoffe dann oft nichts mehr anhaben. Bis heute gibt es kein Mittel, das HIV dauerhaft stoppen kann.

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