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Gesundheit: „Die Welt muss besser werden für Allergiker“

Passend zur Pollensaison: Eine Stiftung gegen Heuschnupfen & Co

Wenn der Frühling endlich kommt, sieht eine beträchtliche Minderheit neuen Leiden entgegen: Die Pollen von Erle, Birke, Hasel, Buche, Pappel, Weide und anderen Bäumen und Sträuchern machen ihren Schleimhäuten zu schaffen. Unter der häufigsten allergischen Erkrankung, dem Heuschnupfen, hat fast ein Viertel der Bevölkerung zu leiden.

Diese saisonale Art der Überreaktion des Immunsystems auf Substanzen aus der natürlichen Umwelt gilt zu Unrecht als harmlos. Denn aus tränenden Augen und Schniefnasen bei Kontakt der Schleimhäute mit bestimmten Pollen, der allergischen Rhinitis, kann sich ein chronisches Asthma entwickeln. Das ist dann nicht mehr auf die Zeit des Pollenflugs beschränkt. Doch mit frühzeitiger Behandlung lässt sich das verhindern.

Rechtzeitig zu Beginn der diesjährigen Heuschnupfen-Plage nahm vergangene Woche in der Charité eine Stiftung für Allergieforschung ihre Arbeit auf. Das „European Center für Allergy Research Foundation“ (Ecarf) hat seinen Sitz in der Hautklinik des Campus Mitte und wird von Torsten Zuberbier geleitet. Der Allergologe, der eine Stiftungsprofessur erhielt, ist zugleich einer der Sprecher des Allergie-Zentrums der Charité und Generalsekretär des europaweiten Allergienetzwerks „Galen“. „Die Welt muss besser werden für Allergiker“, sagt er.

Ein Weg dahin führt über mehr Forschung. So will man den Entzündungszellen auf die Schliche kommen, die für die überschießende Reaktion zuständig sind. Das kann dank der Stiftungsmittel unabhängig von Pharmaunternehmen geschehen. Die Vision: Eines Tages soll es möglich sein, das Immunsystem von Allergiegeplagten „ganz gezielt und fein so zurückzuregulieren, dass die Stoffe, die es versehentlich als gefährlich einstuft, von ihm wieder als ungefährlich angesehen werden“. In zehn bis 15 Jahren, hofft Zuberbier, könnte es dafür Impfungen geben. Auch heute ist die Medizin den überschießenden Immunreaktionen gegenüber aber keineswegs machtlos. Doch würden nur zehn Prozent der Betroffenen korrekt behandelt, beklagt Zuberbier. Aus einem banalen Heuschnupfen werde so leicht ein Asthma, leichte Neurodermitis führe womöglich zu unerträglich juckender Haut und gestörtem Familienleben.

Während vor allem Heuschnupfen-Opfer sich aus Unkenntnis oft für das Nichtstun entscheiden, tun Ärzte offensichtlich oft das Falsche – und zu viel. „Es werden viele unsinnige Tests gemacht“, kritisiert der Charité-Allergologe. So sei es sinnlos, bei Heuschnupfen, Asthma oder Nesselsucht den IgG-Test zu machen. Der unnötige IgG-Test kostet zwischen 200 und 500 Euro, die der Patient aus eigener Tasche bezahlen muss.

Der zweite Schwerpunkt der zwei Millionen Euro Kapital umfassenden Stiftung soll deshalb in der Verbreitung des Wissens bestehen. Stiftungsgründer ist der dänische Unternehmer Jorgen Philip-Sorensen.

Adelheid Müller-Lissner

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