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Gesundheit: Digitale Verwirrung an der FU

Neue Software gibt Studierenden Rätsel auf

Für 3500 Studierende startet das Semester an der Freien Universität mit Verwirrung. Die neue Computer-Software, mit der die Studierenden alle Kurse buchen müssen, funktioniert nicht. Sollte das System bis zum Ende der Anmeldefrist am 31. Oktober nicht repariert sein, wird die Maschine nicht alle Kurswünsche berücksichtigen. Viele Studierende werden in Kursen sitzen, die sie nicht gewollt haben.

Worum geht es? Ab diesem Wintersemester müssen die betroffenen Studenten in Bachelor- oder Masterstudiengängen mit der Software von SAP Module und Veranstaltungen ausschließlich über das Internet buchen. Dabei soll auch eine komplette elektronische Studienakte entstehen, die etwa alle Prüfungsergebnisse erfasst. Das Pilotprojekt ist in Deutschland einzigartig. „Nur so lässt sich der vergrößerte Aufwand für die Verarbeitung der Prüfungsdaten zuverlässig und wirtschaftlich bewerkstelligen“, erklärt FU-Pressesprecher Goran Krstin.

Doch jetzt, drei Wochen nach dem Start des Systems in der zweiten Vorlesungswoche, kann der Computer nicht alles, was er können sollte. Manche Veranstaltungen aus dem Vorlesungsverzeichnis sind online gar nicht zu finden. Das wäre nicht tragisch, könnten die Studierenden die im gedruckten Vorlesungsverzeichnis angebotenen Kurse trotzdem wählen. Doch das ist gar nicht möglich, denn im Computer lassen sich nur Kurse wählen, die sich dort auch anklicken lassen. Hinzu kommt, dass niemand recht weiß, welche Seminare tatsächlich stattfinden werden. Denn die Software bietet Kurse an, von denen die gedruckte Fassung des Vorlesungsverzeichnisses nichts weiß. Welche Daten aktueller sind, lässt sich nicht erkennen. „Unverständlich“ findet das Ingolf Klein, Politologie-Student im vierten Semester.

Vor allem steht zu befürchten, dass die Studierenden viele Wunschseminare nicht belegen können. Denn die Software birgt noch weitere Probleme: Zwar soll ein Student „Präferenzen“ von „1 bis 6“ für die gewünschten Lehrveranstaltungen eingeben. Doch die Funktion, die überfüllte Seminare und Hörsäle vermeiden helfen soll, ist noch gar nicht aktiv – das aber ist vielen Studierenden nicht einmal bekannt. Sie senden ihre Präferenzen einfach ins digitale Nirwana, ohne es zu bemerken. Die IT-Hotline der FU kann bisher keine Auskunft geben, nach welchen Kriterien dann bei Überbuchungen die Plätze zugeteilt werden.

In jedem Fall scheint die FU den vorgesehenen Zeitplan für die Erstellung der Stundenpläne einhalten zu wollen. Ab Anfang November sollen E-Mails mit den vom Campus Management erzeugten Stundenplänen verschickt werden. Allerdings kann dann der „errechnete“ Plan ganz anders aussehen als die jetzige Wahl. Für diesen Fall können dann bis zum 7. November zwar noch Veranstaltungen online storniert werden. Die Ersatzwahl wird aber wohl nicht möglich sein. Wer sich derzeit an die IT-Hotline wendet, erhält den Rat: „Egal, was Sie anklicken: Gehen Sie erst einmal zu den Veranstaltungen, die Sie besuchen wollen. Wir befinden uns noch in einer Testphase, Ausgang ungewiss.“

Franz Wegener

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