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DR. ADLI analysiert: Das Geheimnis des Glücks

Von Mazda Adli .

Als mich neulich jemand nach den Regeln für mehr Glück fragte, dachte ich Folgendes: Wer kann, steht dieser Tage auf einem unserer unzähligen Weihnachtsmärkte herum. Oder zappt durch TV-Jahresrückblicke. Sie zeigen uns, dass die Schokoladenseite des Lebens eben doch weit ins Grauingrau des Alltags reichen kann. Trotz allem glücklich, das ist die Devise!

Glücklich bin ich dieses Jahr über die Berliner Taxifahrer, die ja laut Klischee maulfaule und übellaunige Zeitgenossen sind. Sehr zu Unrecht, stellte ich unlängst fest, als mich eine wissbegierige Taxifahrerin zu einem Fernsehinterview über Großstadtstress fuhr, das ich auf Englisch führen sollte. Als sie davon erfuhr, fing sie an, englische Formulierungen mit mir zu üben. Sie sei schließlich Journalistin. Bis heute bin ich ihr dankbar für die pragmatische Hartnäckigkeit. Das Interview wäre ohne die Taxijournalistin sicher wesentlich uneleganter verlaufen.

Weniger nützlich war hingegen die Vorbereitung, die mir ein Schweizer Taxifahrer zuteilwerden ließ. Er sollte mich vom Flughafen Zürich zu einem Vortrag fahren, schlängelte aber das Fahrzeug immer weiter in eine ländliche Idylle, bei der man vor lauter Märchenhaftigkeit jederzeit mit Elfen, Wutzen und sprechenden Fliegenpilzen rechnen musste. Schließlich fuhr er entzückt rechts ran und bewunderte die grandiose Aussicht. Recht schnell gelangte ich zur Überzeugung, ich sollte in diesem Teil der Welt vielleicht besser Grimms Märchen vorlesen und auf der Schnabelflöte spielen, als die seelische Verfassung lärm- und gewaltgeplagter Großstädter zu erläutern.

In Berlin hingegen sind metropolitane Themen zu jeder Zeit angebracht. Die ersten Jahresstatistiken sind bereits berechnet: 333 000 Hundehaufen wurden 2012 auf Berlins Bürgersteigen ausgeschieden. Und zwar täglich. Dennoch skandalös, dass auf dem nationalen Glücksatlas Berlin nur noch den 11. Platz einnimmt (Platz 1: Hamburg, Platz 2: Düsseldorf). Das Ranking macht doch bitte schön ab Platz 2 stutzig, sage ich und wende mich lieber der abstrakten Glücksforschung zu: Wie glücklich wir sind, liegt zu 50 Prozent an unseren Genen, zu 10 an unseren Lebensumständen und zu 40 Prozent an unserem Verhalten und Denkweisen im Alltag. Glücksforscher empfehlen daher, regelmäßig Glückstagebücher zu führen und täglich eine freundliche Nachricht an jemanden zu senden. In Berlins Glückstagebuch schrieb neulich ein bekannter Beobachter mit Seitenhieb auf die endlose Flughafensaga: Völker der Welt, schaut auf diese Stadt – denn landen werdet Ihr woanders! Frohe Weihnachten, Berlin!

Mazda Adli

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