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Robert Harting im Diskusring. Die Qualifikation am Montag überstand er locker. Allerdings ist auf dem Bild auch deutlich das Pflaster unter dem linken Knie zu erkennen.

© Reuters

Dr. Dollas Diagnose (27): Risiko Patellasehne

Diskuswerfer Robert Harting leidet seit Wochen an einer Entzündung der Patellasehne und wurde deswegen auch schon mit Cortison behandelt. Trotzdem startet er bei der WM. Was ist so riskant an dieser Verletzung?

Diskus-Weltmeister Robert Harting, der am Dienstag in Daegu seinen Titel verteidigt, riskiert nach eigener Aussage eine schwere Verletzung. "Meine Patellasehne ist entzündet. Es kann sein, dass die Sehne beim WM-Wettkampf reißt", hatte der 26-jährige Berliner vor wenigen Tagen gesagt.

Die Patellasehne ist ein ca. fünf Zentimeter dickes Band, das vom unteren Rand der Kniescheibe (Patella) bis zum Schienbein zieht, um dort großflächig in den Knochen einzustrahlen. Das Patellaspitzensyndrom, das in ca. 20 Prozent der Fälle auch beidseits vorkommen kann, ist eine Überlastungserkrankung an der Kniescheibenspitze. Dort kommt es zu degenerativen Veränderungen des Sehnengewebes.

Dr. Thorsten Dolla schreibt regelmäßig für den Tagesspiegel über Sportverletzungen.
Dr. Thorsten Dolla schreibt regelmäßig für den Tagesspiegel über Sportverletzungen.

© promo

Schmerzen an der Spitze der Kniescheibe entstehen häufig bei übermäßiger Belastung im Streckapparat (Krafttraining, Schusstraining). Abhängig vom Erkrankungsstadium können die Beschwerden, die häufig viele Monate andauern, am Beginn der Belastung, während der Belastung oder nach der Belastung auftreten. Bei der klinischen Untersuchung zeigt sich ein Druckschmerz an der Spitze der Kniescheibe. Häufig ist auch die Streckung des Unterschenkels gegen Widerstand schmerzhaft.

Eine frühzeitige umfangreiche Diagnostik einschließlich apparativer Untersuchungen wie Ultraschall und MRT (Kernspintomographie) sind für den weiteren Heilungserfolg sehr wichtig. Physiotherapeutische Maßnahmen einschließlich Kälte sowie eine Reduktion der sportlichen Aktivität sind unabdingbar. Entzündungshemmende Medikamente können die Maßnahmen unterstützen.

Da die Behandlung des Patellspitzensyndroms sehr langwierig sein kann, sind Maßnahmen zur Vermeidung des Krankheitsbildes von großer Bedeutung. Dazu gehört auch die Erwärmung, die Dehnung der Muskulatur sowie die langsame Steigerung der Belastung. Aus ärztlicher Sicht ist es unverantwortlich, monatelang regelmäßig entzündungshemmende Medikamente einzunehmen. Aufgrund der Nebenwirkungen, auch auf den Magen-Darm-Trakt, kann es zu massiven Beschwerden kommen. Auch ein kompletter Riss der Patellasehne ist möglich.

Wünschen wir Robert Harting für seinen Wettkampf alles Gute, und nach der WM die Zeit und Kraft, die Verletzung richtig zu behandeln.

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